Modular bauen bedeute für viele Planer und Architektinnen erstmals eine Umstellung, schreibt Herausgeber Thomas Jakob in seinem Vorwort. Doch eine, die sich lohne! Mit der Neuerscheinung «Modulbau» wollen der Detail Verlag und seine Partner aus der Bauindustrie die Möglichkeiten und Chancen des modularen Bauens aufzeigen: Die grosse Herausforderung seien die Planungs- und Bauprozesse. Da alle Entscheidungen bis zur Baugenehmigung, also bereits vor Baubeginn, getroffen sein müssten, sollten auch möglichst alle Beteiligten so früh wie möglich in die Planung involviert werden. Der Abstimmungsprozess daure so etwas länger, dafür sei man später von Überraschungen gefeit.

Enger Blick und Paradiesvogel

Einleitend äussern sich verschiedene Experten zu den Besonderheiten bei Planung, Ausschreibung und Vergabe und gehen auf die unterschiedlichen Modulbauweisen – Beton, Holz, Hybrid und Stahl – ein. Ein detaillierter Vergleich der verschiedenen Bauweisen hinsichtlich ökologischen und ökonomischen Faktoren sucht man allerdings vergeblich. Daran hätten wohl einige der am Buch beteiligten Firmen keine Freude gehabt.

In den vier Kapiteln zu Wohnungs-, Bildungs-, Verwaltungs- und Spitalbau verflechtet der Herausgeber gelungene Beispiele, Fachtexte und Interviews mit involvierten Architekten. Holzmodule sind beispielsweise bei Aufstockungen wegen ihres geringen Gewichts die erste Wahl, wie die Publikation anhand der Platensiedlung in Frankfurt illustriert. Auf die 19 Riegelbauten, einst für Angehörige der US-Streitkräfte gebaut, werden zweigeschossige Holzmodulen gestellt, womit 380 zusätzliche Wohnungen entstehen.

Im Kapitel Bildungsbau wird unter anderem das mit dem German Design Award ausgezeichnete mobispace-System vorgestellt, das werk.um architekten aus Darmstadt mit der Holzbaufirma Baumgarten entwickelt haben. 2010 – mehr als zehn Jahre nach dem ersten Züri-Modular! – konnten sie erstmals einen temporären Schulmodulbau mit 24 Klassenräumen aufbauen, mittlerweile hat das Unternehmen 200 Module aufgestellt. Ein Blick über die Grenze auf das Schweizer Vorbild hätte sich dennoch gelohnt.

Im Kapitel «Verwaltungsbau» findet sich das einzige Schweizer Beispiel: der Informationspavillon des Innovationsparks Zürich, den FAT Architects mit Blumer Lehmann aus Holzmodulen und einer Freiform-Holzkonstruktion kombinierten. Seltsamerweise zählt auch das Hotel Jakarta in Amsterdam zu den Verwaltungsbauten. Eine Unachtsamkeit oder eine deutsche Eigenheit? In der Schweiz zählen Hotels definitiv zu den Wohnbauten: Helfen sie doch bei Gebietsentwicklungen oft mit, den geforderten Wohnanteil zu erfüllen.

Am wertvollsten für Bauherrinnen und Fachleute sind wohl die Interviews mit den beteiligen Planern, die Mut zum modularen Bauen machen, und ein abschliessender FAQ-Teil, in dem häufig gestellte Fragen geklärt werden. Insgesamt hätte man sich eine einheitlichere Präsentation der Projektangaben, Isonometrien und Pläne gewünscht. Nicht nur aus ästhetischen Gründen: Die extremen Massstabsprünge und das mühsame sich Zurechtfinden könnte interessierte Bauherren vom Studium der Publikation geradezu abschrecken. Fazit: Spannender Inhalt, schade ist das Buch nicht sorgfältiger gemacht. Für 50 Franken darf die interessierte Leserschaft mehr erwarten.

Bibliografie

«modulbau. Planen und Bauen mit Raummodulen und vorgefertigten Elementen», von Thomas Jakob, Detail corporate, 2019, Fr. 48.90

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