Flüchtlinge und Asylbewerber werden nicht erst seit der jüngsten Zuwanderungswelle unzureichend untergebracht. Container, Industriehallen oder Ferienheime bieten zwar ein Dach über dem Kopf, schliessen die Menschen aber oft vom städtischen Leben und damit von der Möglichkeit der Integration aus.
Mobilität und Interaktion werden mit diesen Wohnformen nicht gefördert – im Gegenteil. Für die Initiative «Home not shelter!» haben sich deshalb fünf Architekturhochschulen (die Jade Hochschule Oldenburg, die TUs Wien, München und Berlin sowie die Universität Hannover) zusammengeschlossen. Sie stellten die Frage in den Mittelpunkt ihrer Entwurfsworkshops, ob gemeinschaftliches Wohnen von Flüchtlingen und Studenten auch neue Räume für offenere Städte bilden können. Die fünf Hochschulen haben entlang einer selbst geschriebenen Charta während eines Semesters gemeinschaftliche und transitorische Wohnformen für Studierende, Flüchtlinge und neue Stadtbewohner entworfen.
Das Buch «Home not shelter!» dokumentiert den Kontext, den Prozess und vor allem die 22 Entwürfe der Studentinnen und Studenten. Auf jeweils zwei Doppelseiten pro Projekt sind die Entwürfe in Text, Plänen und Diagrammen zusammengefasst. Weil sich beim studentischen Wohnen die immer gleichen Funktionen (Schlafen, Nasszelle, Gemeinschaftsraum, Küche) wiederholen, ist es nicht verwunderlich ist, dass 15 der 22 Arbeiten auf modularen Bausteinen aufgebaut sind. So auch die Arbeit «Some things you have to do yourself» einer Gruppe Berliner Studenten. Sie schlagen vor, auf einem Parkhausdeck eine Holzskelettstruktur in Selbstbauweise zu einem Hofhausteppich zu verdichten. Undefinierte Flächen im Inneren sind für gemeinschaftliche Projekte reserviert, was die Vernetzung mit den Nachbarn fördern soll. Versorgungs- und tragende Schrankmodule strukturieren den bungalowartigen Grundriss. 21 weitere spannende Beispiele von «Willkommensarchitekturen» sind in dieser weit über das Räumliche und Gestalterische hinaus gehenden Grundrissfundgrube versammelt – alle mit dem Ziel, Ideen für bessere Orte des Ankommens und des Weiterkommens für «Einwanderungsgesellschaften» zu schaffen.
Zum Buch
Ralf Pasel, Alexander Hagner, Hans Drexler, Ralph Boch: Home not Shelter! Gemeinsam leben statt getrennt wohnen, Jovis Verlag, Berlin 2016, ca. Fr. 31.-
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