Das neue Modulschulhaus im solothurnischen Bellach fällt sofort auf. Das für die Aufrichte nötige Gerüst steht auch nach Vollendung und dient als Erschliessung sowie als Balkon. Mit einfachen Mitteln haben Verve Architekten aus der temporären Absturzsicherung für die Bauzeit eine dauerhafte Lösung gemacht.
Bilder: fotostudio ph7, Stefan Hofmann, Biel
Ohne Gerüst geht beim Modulbau nichts. Damit die Zimmerleute während dem Stellen der Module sicher arbeiten können, braucht es eine rundum laufende Absturzsicherung. Steht der Bau, wird sie wieder demontiert. Nicht so beim neuen Schulhaus in Bellach. Hier haben Verve Architekten aus der Pflicht eine Kür gemacht. Das Gerüst steht dort auch nach Bauende noch. Auf der Ostseite des zweistöckigen Modulbaus dient es als aussenliegende Erschliessung, auf der Westseite als Freiluft-Schulzimmer. Auf dem Gerüst – abgehoben vom Modulbau – stützt sich eine zweimal gefaltete Dachkonstruktion aus Wellblech ab. Sie schützt die Module vor Regen und spendet Schatten. Die Idee zur unkonventionellen Verwendung des Gerüsts entstand aus dem Wunsch der Bauherrschaft, das Gebäude später um zwei Geschosse erweitern zu können: «Damit das rasch und einfach möglich ist, entschieden wir uns für einen radikalen Ansatz», sagt Roman Tschachtli, Mitinhaber von Verve Architekten aus Biel. In der Tat kann das Dach einfach entfernt, das Gerüst nach oben erweitert und zusätzliche Module sowie am Schluss das Dach wieder aufgesetzt werden.
Die Idee zur unkonventionellen Verwendung des Gerüsts entstand aus dem Wunsch der Bauherrschaft, das Gebäude später um zwei Geschosse erweitern zu können.
Das Gerüst besteht aus Standardbauteilen, wurde aber breiter geplant, als für die Bauarbeiten notwendig. Die jeweils äussersten Stützen sind zudem rot lackiert und unterstreichen so den Charakter der Dauerlösung. Auch andere Details wurden für den Schulalltag angepasst: Die Gerüstböden lagern auf Gummiunterlagen, damit sie nicht wie sonst üblich klappern, und die ganze Konstruktion ist mit einem grobmaschigen Gitter als Absturzsicherung eingekleidet. Daran ranken sich nun Kletterpflanzen empor und werden das Gebäude mit der Zeit einhüllen.
Ausbaufähige Lösung
Der Entscheid für ein Schulhaus in Modulbauweise fiel in Bellach aus mehreren Gründen: «Zum einen eilte die Zeit, zum anderen wollten wir die Bauarbeiten kurz halten und jederzeit eine Aufstockung realisieren können», sagt Jürg Vifian, Bauverwalter der Gemeinde Bellach. Dank Schraubfundamenten dauerten die Vorarbeiten nur gerade drei Wochen, die Aufrichte selbst drei Tage. Für Verve Architekten ist Bellach bereits das dritte Schulhausprojekt in Modulbauweise. Das Bieler Büro hat in den letzten fünf Jahren in Biel und Pieterlen BE gezeigt, dass Schulgebäude aus Holzmodulen alles andere als langweilig daher kommen müssen. Das Gebäude in Bellach ist einfach strukturiert mit zwei identisch aufgebauten Geschossen, die aus jeweils neun Modulen bestehen. Jedes Stockwerk bietet Platz für zwei Klassenzimmer, einen Gruppenraum, WCs und den Liftschacht. Die Vorfertigung erfolgte so weit wie möglich im Werk von Renggli im luzernischen Schötz – samt gegossenen Unterlagsböden mit integrierten Heizschlaufen.
Pläne: VERVE Architekten GmbH, Biel
Bilder: fotostudio ph7, Stefan Hofmann, Biel
Projektdaten
Modulbau Schulhaus Dorf Bellach, Dorfstrasse 7, Bellach (SO), 2021
Bauherrin: Einwohnergemeinde Bellach
Architektur: VERVE Architekten GmbH, Biel
Auftragsart: Direktauftrag
Bauingenieur: B3 Kolb AG, Biel
Holzbau: Renggli AG, Schötz
Baukosten BKP2: 2,1 Mio. Franken
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