Vor einem Jahr gewann das junge Architekturbüro isla aus Mallorca mit «Loggia Baseliana» den internationalen Wettbewerb für den ersten Basel Pavillon aus wiederverwendeten Bauteilen. Wir sprachen mit Marta Colón de Carvajal und Juan Palencia über ihren Entwurf.
Fotos: Luis Diaz Diaz
Wie sehen Sie heute «Loggia Baseliana»?
Marta Colón de Carvajal und Juan Palencia : Für uns war der Bau des Pavillons, der im Rahmen der Architekturwoche Basel 2022 eröffnet wurde, etwas ganz Besonderes. Dies liegt nicht nur daran, dass wir die Möglichkeit erhielten, zum ersten Mal ein kleines Gebäude in dieser Stadt zu bauen; es war für uns auch die perfekte Gelegenheit, nach Basel zurückzukehren. Hier haben wir fast sechs Jahre lang gelebt, die Stadt bedeutet uns viel: persönlich, weil wir am Rhein viele gute Freunde gefunden haben: aber auch beruflich, weil diese Jahre uns in unserer Arbeitsweise geprägt, und uns zu den Architekten gemacht haben, die wir jetzt mit unserem Studio auf Mallorca sind.
Was macht Sie und Ihr Studio aus?
MCdC u. JP: Wir verstehen uns als eine Art Befruchter der Bewegung, die das klimagerechte und zirkuläre Bauen voranbringen will. Dies liegt übrigens nicht nur an unserem Basler Pavillon, sondern auch an unserem Engagement für andere Veranstaltungen, etwa eine Ausstellung in Santiago de Chile zum Thema Kreislaufwirtschaft, zu der wir als Kuratoren eingeladen wurden. Oder an unseren Workshops rund um das Thema Kreislaufwirtschaft, die wir an verschiedenen Universitäten durchführen – Aktionen, die diese wichtige Botschaft über die Schweizer Grenzen hinaustragen.
Bedauern Sie eigentlich, dass der Pavillon abgebaut wurde?
MCdC u. JP: Wir hätten uns natürlich gewünscht, dass der Pavillon ein zweites Leben bekommt – entweder als Ganzes oder zerlegt in die Einheiten, aus denen er besteht. So war es zumindest angedacht, denn wir haben ja auf viele Details geachtet, damit der Pavillon abgebaut werden, und irgendwo in der Stadt eine neue Funktion finden kann. Wir stellten uns auch vor, dass er länger im Gleismeer verbleiben und in die geplante neue Grünzone der Neuüberbauung des Areals Dreispitz 2 einbezogen werden könnte. Andererseits verstehen wir den Pavillon – und zwar nicht nur unseren Entwurf, sondern den ganzen Prozess – als eine bahnbrechende, einzigartige Übung der Zirkularität. Und wir sind sehr glücklich darüber, vielen Kolleginnen und Kollegen, aber auch anderen Akteuren die Augen geöffnet zu haben, dass diese Art zu arbeiten nicht nur möglich, sondern auch nachhaltiger ist.
Was haben Sie aus Basel mitgenommen?
MCdC u. JP: Basel hat uns sicher geholfen, unsere Projekte auf eine andere Art und Weise zu betrachten. Nachdem wir das Potenzial der Wiederverwendung von Material voll erkannt haben, setzten wir zum Beispiel bei einem Projekt in Palma, bei dem es um die Schaffung neuer, ökologischerer und entwässerungsfähigerer Gehwege ging, auf die Wiederverwertung von Resten der Wege, die wir abbrachen. Oder anders: Wir denken heute verstärkt über neue Strukturen und zirkuläre Strategien nach, die wir vorher nicht in Betracht gezogen haben.
«Loggia Baseliana»
Die «Loggia Baseliana» bestand aus fünf offenen Einheiten aus unterschiedlichen, wiederverwendbaren Bauteilen – Tonziegel, Holzbohlen und Platten, Stahlprofile, Trapezblech und Kartonröhren, die alle aus regionalen Rückbauten stammten. Unter einem simplen Satteldach zusammengefasst, bildeten die Module entlang der Bahngleise einen durchgehenden Galeriengang von über fünfzig Meter Länge – eine urbane Veranda, die Einblicke in die Vergangenheit und Ausblicke auf die anstehende Transformation des Dreispitzquartiers eröffnete.
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