Im Dorf Gadmen erweiterte die Alpenrose ihr Gasthaus mit Berglodges. Die Unterkünfte stehen an verschiedenen Orten auf der Alp. Die Abgeschiedenheit an spektakulären Orten ist für die Gäste reizvoll, für den Hotelier aber aufwendig, obwohl die Häuschen autark konzipiert sind.

Bilder: Dominic Büttner

Der Gast meldet sich im Hotel Alpenrose in Gadmen an, einem Dorf auf 1200 Meter über Meer gelegen auf der Bernerseite des Sustenpass. Dort empfängt ihn ein Mitarbeiter und bringt ihn zur Berglodge. Zu Fuss sind die externen Zimmer in 10 bis 30 Minuten erreichbar, auf Wunsch werden die Gäste mit einem bergtauglichen Elektrolastwägelchen chauffiert. Die Berglodge ist ein autarkes Kleingebäude, 5.80 mal 4.90 Meter gross mit einem walmförmigen Dach. Der Raum mit kleiner Galerie ist geschmackvoll eingerichtet, er ist aufgeteilt in einen Schlaf- und einen Wohnbereich mit Küche und Bad. Vor den Türen breitet sich je eine Terrasse aus, von der die Gäste die Ruhe und Idylle der Bergwelt geniessen können.

Diese Abgeschiedenheit ist der Vorzug und der Erfolg des Konzepts. Seit das Angebot 2012 anlief, waren die beiden Lodges gut gebucht. Qualifutura, eine Organisation für soziale und berufliche Integration, legte den Grundstein für das Hotelprojekt. Die Idee war, der Alpenrose neuen Schwung zu verleihen und mit den jungen Menschen und regionalen Betrieben etwas Neues und Attraktives zu realisieren. Der Initiant Matthias Hehl und seine Projektgruppe entwickelte so zusammen mit einem Team von der Berner Fachhochschule, bestehend aus dem Holzbauingenieur Simon Hehl und dem Architekten Ulrich Baierlipp, und örtlichen Handwerksbetrieben die Module. Sie mussten transportfähig und komplett abbaubar sein. Eine Einheit lässt sich in der Mitte zusammenschieben und mit einem Lastwagen transportieren. Man könnte die Units auch zerlegen und mit 4 Helikopterflügen zum Ort bringen. Die Raumelemente bestehen aus beplankten und verklebten Rippenkonstruktionen, sind mit Schafwolle ausgedämmt und textil verkleidet. Zwei Stahlrahmen mit seitlichen Laufschienen und Längsträgern bilden das Gerüst. Die Berglodges stehen auf temporären Fundationen und werden gegen den Wind in den Boden verankert.

Nur mit ordentlicher Baugenehmigung

Obwohl die Module nur ein paar Monate pro Jahr an einem Ort stehen, fordern die Behörden eine ordentliche Baubewilligung. Dazu kamen die Auflagen der Naturschützer und der Jäger: Von rund 30 möglichen Standorten kamen nach den Abklärungen noch 4 in Frage. Fazit: Ein Provisorium ist nicht einfacher zu bauen als ein permanentes Gebäude, was wiederum in der Landwirtschaftszone sozusagen unmöglich ist. Die Bewilligung war auf eine Saison, also etwa vier Monate beschränkt, was bedeutete, dass das Baugesuch jedes Jahr erneuert werden musste.

Damit das Gebäude frei vom Stromnetz und vom Zu- und Abwasser funktioniert, liegt auf dem Dach ein Fotovoltaikelement, das die Elektrizität liefert und die Lüfter speist. Das Dusch- und Küchenwasser stammt aus einem Tank, das Abwasser darf versickern – Naturseife vorausgesetzt. Die Komposttoilette trennt das Geschäft in flüssig und fest und sammelt es in Behältern. Der Geruch verschwindet in der Toilette, weil der Lüfter den Toilettenraum ständig etwas im Unterdruck hält.

Doch obwohl die Unterkunft für sich allein funktioniert, ist der Unterhalt aufwendig: Die Abfallbehälter müssen wöchentlich entsorgt, das Frischwasser aufgefüllt, die Putzmannschaft auf den Berg chauffiert werden. Aufgrund des enger gewordenen rechtlichen Spielraums (Anpassungen des Raumplanungsgesetzes und dem Richtplan Kanton Bern) ist eine Ausweitung auf eine betriebswirtschaftlich sinnvolle Grösse von 8 Berglodges nicht mehr denkbar. Darum muss das Projekt an diesem Standort und in dieser Exponiertheit Ende 2017 abgebrochen werden.

Grundriss der Berglodge

Schnitt der Berglodge in Betrieb

Module.01

Pläne und Schemen: Pawlik+Wiedmer

Vom Container zur Lodge

WEITERE INFORMATIONEN

Lesen sie mehr zur Berglodge in Gadmen im Interview mit Simon Hehl: Alpenerlebnis der anderen Art

Auftraggeber: Alpenrose, Qualifutura
Architektur: Simon Hehl und Ulrich Baierlipp, Entwicklung teils an der Berner Fachhochschule
Ausführung: Rufibach Holzbau AG, Boss Metallbau AG, Qualifutura
Projektdauer: 2010 bis 2017
Kosten: Ein fertig eingerichtetes und aufgebautes Modul: ca. Fr. 140’000.–