Im Sommer 2018 ist Peuss Hürlimann von Frauenfeld nach Biel umgezogen – mitsamt seinem aus Holzelementen bestehenden Haus, das er vor 18 Jahren gebaut hatte. Einen möglichen Umzug hatte der damalige Mitbesitzer einer Holzbaufirma und Zimmermann schon von Beginn weg eingeplant.
Was in den letzten fünf Monaten geschehen war, wurde Peuss Hürlimann nochmals so richtig klar, als er Anfang September durch sein Schlafzimmerfenster in die Ferne schaute: Obwohl er sich im selben Raum wie im Mai befand, fiel sein Blick nicht mehr auf die Wohnhäuser der Nachbarschaft, sondern auf die im Dunst schimmernden Berner Alpen. «In dem Moment war es physisch spürbar, dass ich mitsamt Haus von Frauenfeld nach Brügg bei Biel umgezogen bin», sagt der gelernte Zimmermann.
Ihren Anfang nahm die Geschichte 1999: Damals wollte Hürlimann in Frauenfeld ein Haus für seine vierköpfige Familie bauen. Ein Grundstück für immer und ewig mit einem Massivbau zu belegen, konnte er sich aber nicht vorstellen. Würde seine Familie das Gebäude einmal nicht mehr brauchen, so Hürlimanns Vorstellung, sollte es ohne Spuren entfernt und an einen anderen Ort gebracht werden können. Nach kurzer Suche fand die Familie ein Grundstück, das sie für 15 Jahre mieten konnte.
Als Mitinhaber einer Holzbaufirma plante und erstellte Hürlimann darauf ein einfaches Gebäude aus Holzelementen: elf Meter lang, sieben Meter breit und zwei Stockwerke hoch. Zu stehen kam es auf Stahlträger und Betonsockel. Aus den 15 Jahren in Frauenfeld wurden schliesslich 18. Die Kinder waren längst ausgezogen, als sich Peuss Hürlimann entschied, zu seiner neuen Partnerin nach Brügg zu ziehen – mitsamt Haus.
Ende Mai 2018 wurden die dreissig Elemente in Frauenfeld demontiert, auf Pritschen verladen und drei Wochen später in Brügg wieder aufgerichtet. Auf- und Abbau verliefen problemlos: «Die 18 Jahre alten Elemente liessen sich so einfach zusammenbauen wie neue», sagt Hürlimann. In Biel steht das Haus ebenfalls auf Stahlträgern und Betonsockeln, neu hinzugekommen ist aber ein kleiner Keller aus Beton. Fast aufwendiger als der Umzug war es, die Auflagen der Behörden zu erfüllen: Das Haus gilt als Neubau, und da inzwischen die Energievorschriften geändert haben, brauchte es Anpassungen: Bodenplatte, Dach und Fassade doppelte Hürlimann deshalb mit einer zusätzlichen Dämmschicht auf, und alle Fenster erhielten eine Dreifachverglasung. Ein zweites Mal lässt sich das Haus nach den verschiedenen Modifikationen nicht mehr so einfach zügeln. Aber die ursprüngliche Überlegung von Peuss Hürlimann hat hingehauen: Auf dem alten Grundstück in Frauenfeld sind keine Spuren zurückgeblieben. Dort weiden bald wieder Schafe –,wie schon vor dem Bau des Hauses.
Die 18 Jahre alten Elemente liessen sich so einfach zusammenbauen wie neue
Peuss Hürlimann.
Bilder: Heike Hofmann/Peuss Hürlimann
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