Vor zwei Jahren ergänzten Verve Architekten aus Biel das Schulhaus Pieterlen mit einem Modulbau. Im Sommer 2021 genügte das zusätzliche Raumangebot aufgrund wachsender Schülerzahlen bereits nicht mehr. Ein während den Sommerferien aufgesetztes und in der ursprünglichen Planung schon berücksichtigtes drittes Geschoss sorgt nun für mehr Platz.

Der ursprünglich zweigeschossige Modulbau, seit kurzer Zeit mit einem Geschoss mehr.

Bilder: fotostudio ph7, Stefan Hofmann, Biel

Modulbauten aus Holz lassen sich dank weitgehender Vorfertigung im Werk nicht nur rasch erstellen, sondern bieten auch während der Nutzungsdauer eine hohe Flexibilität. Das zeigt aktuell das Beispiel des Modulbaus auf dem Schulareal in Pieterlen bei Biel. Bis zum Juli 2021 war das Gebäude zweistöckig, seit Ende der Sommerferien sind es drei Geschosse, womit zwei Schulklassen mehr im Gebäude Platz finden.

Die Geschichte dieses Modulbaus begann vor gut vier Jahren: Pieterlen ist eine beliebte Wohngemeinde am Jura-Südfuss. Die Bewohnerzahl stieg seit 2010 stark an, ebenso die Zahl der Schülerinnen und Schüler. Die Schulanlage an der Hauptstrasse platzte aus allen Nähten. Da die Zeit eilte, entschied sich der Gemeinderat für die Erstellung eines zweigeschossigen Modulbaus. Die Bauarbeiten starteten im Herbst 2018, und nach Ostern 2019 konnten die Klassen einziehen. Geplant hat das Gebäude das Bieler Architekturbüro Verve, das in Biel bereits 2017 einen viel beachteten Schulmodulbau realisiert hatte. Die Auschreibung für die Ausführung des Ursprungsbaus und die spätere Aufstockung gewann die Renggli AG. Bereits in der Submission hatte die Gemeinde Pieterlen die Option einer späteren Aufstockung um ein drittes Geschoss verlangt. Die 24 Module der zweistöckigen Ursprungskonfiguration wurden fast komplett im Werk vorgefertigt, inklusive einem ebenfalls aus Holz bestehenden Liftschacht. Als Fundation wählte man Schraubfundamente, die später rasch wieder entfernt werden können. In der ursprünglichen Konfiguration bot das Gebäude Platz für vier Schulklassen und die zugehörigen Gruppenräume. Eine Mittelzone zwischen den nach Osten und Westen ausgerichteten Schulzimmern beherbergt die Erschliessung und die Sanitärräume. Gewicht legten die Architekten auch auf die äussere Gestaltung. Die Farbigkeit der Welleternitverkleidung an der Süd- und Nordfassade beispielsweise korrespondiert mit den Farbtönen des nahen Waldes und der Jurakette, die hinter dem Gebäude in die Höhe ragt. Die in Rot gehaltenen Fensterpartien wiederum stehen im Dialog mit der Klinkerfassade der bestehenden Schulbauten.

Fünfzig Prozent mehr Fläche innert sechs Wochen

Bereits nach eineinhalb Jahren Betrieb löste die Gemeinde aufgrund des nochmals gestiegenen Raumbedarfs die Option für eine Aufstockung ein. Die Arbeiten erfolgten dieses Mal während den Sommerferien. Zuerst hob man die auffällig gezackten Dachelemente aus Eternit samt Unterkonstruktion aus Holz ab und lagerte sie auf dem Schulgelände, danach konnten die zwölf zusätzlichen Module samt Aufzugsschacht sowie das Treppenhaus montiert und anschliessend das Dach wieder aufgesetzt werden. Parallel folgten die Nacharbeiten im Innenbereich. So wurde der verlängerte Liftschacht innen ausgebaut und auf den zwei bestehenden Geschossen zusätzliche Brandschutzwände und -türen angebracht. Letzteres war aufgrund verschärfter Vorschriften für das nun dreigeschossige Gebäude notwendig. Gleichzeitig rüstete man alle Schulzimmer mit einer dezentralen kontrollierten Lüftung nach. Die bestehenden Schulzimmer hatten alle speziell kippbare Lüftungsfenster. Das ursprünglich bewusst gewählte Konzept der manuellen Fensterlüftung bewährte sich aber aus Sicht der Schule vor allem aufgrund der lärmigen Strasse nicht. In Abweichung zum Ursprungsbau erhielten deshalb die neuen Räume im zweiten Obergeschoss preiswertere Standardfenster statt der aufwendigeren Pfosten-Riegel-Konstruktion in den beiden anderen Stockwerken.

Bilder: fotostudio ph7, Stefan Hofmann, Biel

Der Zeitplan für die Aufstockung war mit sechs Wochen eng. Doch es klappte alles, sodass die Schüler auf den Schulbeginn den über die Ferien um gut drei Meter in die Höhe gewachsenen Modulbau wieder beziehen konnten – ohne dass der Unterricht wegen der Bauarbeiten an einem einzigen Tag ausfallen musste.

PROJEKTDATEN

Modulare Schulraumerweiterung durch Aufstockung, Bielstrasse 15 a, Pieterlen (BE), 2021

Bauherrin: Einwohnergemeinde Pieterlen
Architektur: Verve Architekten GmbH, Biel
Auftragsart: Planersubmission (Ursprungsbau 2019), Direktauftrag (Aufstockung 2021)
Bauingenieur: B3 Kolb AG, Biel
Holzbau: Renggli AG, Schötz

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