Auf dieser Rundwanderung im Glarnerland kommt man mit dem Berghotel Mettmen, der Leglerhütte und der Chärpfbrugg gleich an drei spannenden Bauwerken vorbei. Letzteres hat jedoch die Natur erschaffen.

Auf dem Weg vom Berghotel Mettmen zur Leglerhütte gehts durch aussergewöhnlich schöne Bergwelten und vorbei an der von der Natur erschaffenen Chärpfbrugg (Bild 3).

Bilder: Glarnerland Tourismus

Ganz ohne Kraftanstrengung stehen wir bereits vor dem ersten architektonisch interessanten Bau – dem Berghotel Mettmen. Mit der kleinen Gondelbahn sind wir von der Talstation Kies auf 1610 Meter hochgebracht worden. Doch jetzt schon eine Rast einzulegen, wäre unverdient. Deshalb sparen wir uns das Berghotel als Bouquet für den Schluss unserer Rundwanderung auf und machen uns gleich auf den Weg zur Leglerhütte des Schweizer Alpenclubs (SAC) – unserem anderen architektonischen Ziel.

Direkt hinter dem Hotel geht es dem Garichti-Stausee entlang. In seinem klaren Wasser tummeln sich viele Forellen – kein Wunder beobachtet man den einen oder anderen Angler am Ufer. Nach einem kleinen Waldstück führt der Weg der steilen Flanke unterhalb der Mattchöpf entlang, durch die Felsen, und bald erreichen wir die neu erstellte Wildbeobachtungsstation Oberstafel. Optisch soll diese an ein überdimensionales Vogelnest erinnern und ist frei zugänglich. Die Holzkonstruktion steht nicht per Zufall hier: Schliesslich befinden wir uns im Wildbanngebiet Chärpf – dem ältesten Wildschutzgebiet Europas. Hier fühlen sich Gämsen, Steinböcke, Rehe, Birkhühner, Steinadler oder Bartgeier wohl.

Die Berge stehen Kopf

Pudelwohl fühlen sich auch Rinder, Schweine und Pferde – auf der Alp Niederen, die wir passieren, bevor wir gut fünf Minuten später bei der Chärpfbrugg stehen. Hier war die Natur Baumeisterin – auf ganz eigentümliche Art. Die rund drei bis vier Meter hohe Felsbrücke, die auf 50 Metern vom Niederenbach unterquert wird, zeugt von einer geologischen Sensation: der Glarner Hauptüberschiebung. Hier stehen die Berge Kopf: Während der Gebirgsbildung kam in dieser Region älteres Gestein über gut 200 Millionen Jahre jüngerem zu liegen. So konnte der Niederenbach das weichere, jüngere Gestein wegwaschen, während das alte Gestein nun die Brücke bildet. Bei Niedrigwasser kann das Naturphänomen auch unterquert werden.

Langsam wird der Weg steiler und anstrengender, bis wir zweieinhalb Stunden nach dem Start in Mettmen die Leglerhütte erreichen. Hier gönnen wir uns auf der Terrasse – mit Blick auf das unterhalb liegende Seelein – erfrischende Getränke und Alpkäse sowie Bauernschüblig. Im Jahr 2004 wurde zur notwendigen Erneuerung und Vergrösserung der Hütte ein Architekturwettbewerb durchgeführt, der offen liess, ob dies durch einen Neubau oder eine Erweiterung geschehen sollte. Das siegreiche Projekt des Architekturbüros Aschmann Ruegge aus Glarus sah eine Sanierung der bestehenden Substanz und eine Erweiterung vor. Letztere schliesst im Westen rechtwinklig an die bestehende Hütte an; der dazwischen liegende und gegenüber den Fassaden zurückversetzte Glaskörper bildet dabei die Nahtstelle und Verbindung von Alt und Neu. Die Holzelemente für den Anbau wurden per Helikopter eingeflogen und sind mit anthrazitfarbenen Eternitplatten verkleidet. Die schmalen, vertikal angebrachten Platten erinnern optisch an die ebenfalls erneuerte Holzbeplankung des Altbaus an.

Bild: Pascal Landert

Bild: SAC – CAS

Überzeugende Formsprache

Nun führt uns der Weg zuerst auf gleicher Route wieder abwärts, bis wir beim Punkt «Vorder Kärpf» links abzweigen und bei Kärpfstafel durch sumpfiges Gebiet, vorbei an prächtig blühender Bergflora und einem Bergsee, unterhalb des Matzlengrates bis Matzlenfurggelen wandern. Weit unter uns das glitzernde Wasser des Garichti-Stausees geht es nun teilweise recht stotzig bergab. Das Panorama ist beeindruckend: links der Bös Fulen, in der Mitte die hohen und steil abfallenden Felswände der Glärnischgruppe mit dem Glärnisch-Gipfel, Vrenelis Gärtli sowie Rautispitz und rechts in der diesigen Ferne die Hügelzüge des Zürcher Oberlandes.

Dann stehen wir wieder da, wo wir zu Beginn gestanden sind: vor dem Berghotel Mettmen, das 2016 auf den Grundmauern des ursprünglichen Gebäudes neu errichtet wurde – ebenfalls von Aschmann Ruegge Architekten aus Glarus. Leider entschied man sich hier für die Ausführung in klassischer Massivbauweise. Trotzdem ist der Bau einen näheren Blick wert und ein schönes Beispiel für hochstehendes Bauen in alpiner Landschaft. Auffallend sind die kubische Form, das Fehlen von Dachvorsprüngen und die Fassade aus sägerohem Lärchenholz. Diese klare Formensprache setzt sich auch im Innern des Gebäudes fort – etwa in den Zimmern mit den kühlen Anhydritböden und den schlichten Einbauten aus Arvenholz. Überhaupt: Obwohl neben Holz hauptsächlich Baustoffe wie Bruchstein, Sichtbeton, Glas oder Stahl eingesetzt wurden, strahlt das Hotel eine warme, heimelige Atmosphäre aus. Statt die Heimreise anzutreten, verlockt es einen schon sehr, hier eine Nacht in einem der zehn Doppelzimmer zu verbringen; ohne TV-Gerät, dafür mit atemberaubender Sicht durch die bodentiefen Fenster auf die Glärnischgruppe und ins Tal.

Informationen zur Wanderung

Anreise: mit Bahn bis Schwanden (GL) und mit Bus bis Talstation Kies
Wanderung: Mettmen – Chärpfbrugg – Leglerhütte – Kärpfstafel – Matzlenfurggelen – Mettmen, 11,8 km, 800 Höhenmeter, ca. 4,5 h Wanderzeit
Variante: Rückweg ab Leglerhütte via Chammseeli und Ratzmatt nach Matzlenfurggelen, von dort auf dem beschriebenen Weg weiter bis Mettmen (+ ca. 0,5 h)

Links:
www.mettmen-alp.ch
www.sac-cas.ch

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