Schon vor 90 Jahren stellten sich die Architekten der Aufgabe, wie wir in Zukunft bauen und wohnen könnten.

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Das Haus am Bruckmannweg 10 in Stuttgart, kurz B10 genannt, ist ein Forschungsprojekt. Dank eines ausgeklügelten Energiekonzepts und einer selbstlernenden Gebäudesteuerung erzeugt es das doppelte seines Energiebedarfs selbst. mit dem gewonnenen Überschuss werden zwei Elektroautos und das unter Denkmalschutz stehende Haus des Architekten Le Corbusier, das in der Nachbarschaft steht, versorgt.

Bilder: Zooey Braun

Verschiedene Persönlichkeiten entwarfen so die Weissenhofsiedlung in Stuttgart. Die Siedlung ist heute noch intakt, im Krieg wurden zwar Teile zerstört, sie wurden aber wieder aufgebaut – bis auf ein Grundstück am Bruckmannweg, das seit 1945 brach liegt. Hier steht nun für die Dauer von fünf Jahren ein Gebäude, das aufzeigt, wie innovative Materialien, Konstruktionen und Technologien unsere Umwelt nachhaltig verbessern können. Das Haus trägt den Titel «Aktivhaus». Dahinter steht unter anderen Werner Sobek, der Ingenieur und Architekt mit Fokus auf Nachhaltigkeit.

Das Aktivhaus B10 ist von der Ästhetik her ähnlich wie die Gebäude von 1927, doch hinter der Fassade versteckt liegt eine Technik, die das Haus nicht nur heute, sondern auch in Zukunft funktionieren lassen soll. Denn hinter der Idee steht der Blick nach vorn. Das Gebäude ist ein scharfkantiger Kubus, der vorfabriziert und am Ort auf ein Streifenfundament gesetzt wird.

Werner Sobek ist überzeugt, dass ein Planer sich mit dem Bevölkerungswachstum beschäftigen muss, was ihm unweigerlich das Resultat aufzeigt: Energetische Sanierung rechnet sich nicht. Sie ist vielmehr eine moralische Verpflichtung. Lesen Sie dazu das Interview mit Werner Sobek. 

Grundriss und Querschnitt Aktivhaus B10

Nach Abschluss des Forschungsprojekts wird das Gebäude vollständig zurückgebaut, anderswo wieder aufgebaut oder zu 100 Prozent rezykliert. Das Grundstück wird der Stadt Stuttgart anschliessend wieder im ursprünglichen Zustand zurückgegeben.

Foto: Zooey Braun

Eine Siedlung für Flüchtlinge

Konkret als Wohnhäuser dienen etwas ausserhalb von Stuttgart D in Winnenden 38 Module des Aktivhaus-Konzepts. Drei verschiedene Typen wurden angewendet. Ein Modell, das 22-mal zum Einsatz kam, umfasst jeweils 45 Quadratmeter Bruttogeschossfläche und bietet Platz für ein Schlafzimmer, eine Küche und ein Bad. Das 16-mal eingesetzte Modul bietet eine Fläche von 60 Quadratmeter an, so dass hier neben einer Küche und einem Bad jeweils zwei Schlafzimmer untergebracht werden können.

Die in Holzrahmenbauweise gefertigten Module stehen zweigeschossig auf einem leicht ansteigenden Gelände und bieten einen Blick auf die benachbarten Weinberge. In den Modulen werden etwa drei Jahre lang Kriegsflüchtlinge aus Syrien untergebracht. Nachher können sie als Sozialwohnungen genutzt werden. Hierfür sind nur einige wenige Umbauten im Inneren vorzunehmen. Neben den eigentlichen Wohnmodulen gibt es ein Technikmodul, zwei Gemeinschaftsräume und einen Multifunktionsraum mit Waschmaschinen und Trockner.

Die Stadt Winnenden steht hinter der Realisierung dieser kurzfristig erstellten Häuser für Total 200 Flüchtlinge. Danach sollen sie als Sozialwohnungen genutzt werden.

Foto: Zooey Braun

Nachhaltige Standards zu Einergieverbrauch und Rückbau mussten eingehalten werden.

Die Wohneinheiten bieten je eine eigenes Bad und eine Küche an.

Regelgrundrisse der Aktivhäuser in Winnenden

Projektdaten

B10
Architektur: Werner Sobek, Stuttgart D
Realisierung: 2014
Auftraggeber: E-Lab Projekt g, Stuttgart D

Aktivhaus-Siedlung Winnenden
Architektur: Werner Sobek, Stuttgart D
Realisierung: 2016
Auftraggeber: Kreisbaugesellschaft Waiblingen, Waiblingen D
Nutzfläche: 2025 m2

Aktivhaus in der Schweiz Plan21

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