In Horw am Vierwaldstättersee hat der ehemalige Holzbauer und Unternehmer Walter Schär ein besonderes Gewerbe- und Wohnhaus erstellt. Er wollte damit beweisen, dass hochwertige Wohnqualität, klimafreundliches Bauen und bezahlbare Mieten sich nicht ausschliessen. Das Erfolgsrezept: ein eigens entwickelter «RaumRaster» und der «Kachelofen 2.0».
Bilder: Schaerraum
Das Herzstück der 13 Wohnungen im Neuraum in Horw ist eine grosse Kiste, in der die Technik zusammenkommt, damit «der Rest der Fläche einfach Raum sein darf», wie Bauherr Walter Schär sagt (siehe Interview). In der Nasszellenbox befinden sich neben Wasser- und Elektroanschlüssen auch der einzige Heizkörper jeder Wohnung. Von dort aus verteilt sich die warme Luft via Lüftungsschlitze in den umliegenden Räumen. An heissen Sommertagen lässt sich das Ganze umdrehen, um die Wohnung zu kühlen. Dieses Prinzip, das der Ingenieur Beat Kegel einst für Gewerbebauten erfand (siehe Interview Kegel), hat er zusammen mit Schaerraum für den Wohnungsbau weiterentwickelt.
Die andere bestimmende Grösse des Gebäudes misst 3,5 mal 3,5 mal 3 Meter: das Mass des modularen «RaumRasters», das die Basis für die Grundrisse aller 13 Wohnungen bildet. 27 Raummodule ergeben ein Geschoss, 99 braucht es für das gesamte viergeschossige Haus, Laubengänge und Terrassen nicht eingerechnet.
Dass das Gebäude bis auf das Treppenhaus und das Sockelgeschoss mit Gewerberäumen ganz aus Holz gebaut ist, versteht sich fast schon selbst. Walter Schär ist ehemaliger Besitzer der Holzbaufirma Schaerholzbau; zudem stand auf dem Grundstück zuvor eine stillgelegte Zimmerei des Unternehmens. Weiss gestrichene Holzstützen, weiss lasierte Holzdecken und gelaugte sowie geölte Böden aus Ahornholz prägen die lichten, durchgesteckten Wohnungen.
Auf der einen Seite blicken sie über das Photovoltaik-Dach des Carports vor dem Haus, die wenig befahrene Altsagenstrasse und eine Bahnlinie bis zum Vierwaldstättersee. Auf der anderen Seite, wo sich der Hauseingang mit Treppenturm und Laubengängen befindet, zu einem bewaldeten Hügel.
Der Raster ermöglicht einen breiten Wohnungsmix, von 1,5 bis 5,5 Zimmer, 30 bis 110 Quadratmeter Fläche. Die Mieten reichen von 700 bis 2700 Franken und liegen damit 20 Prozent unter den ortsüblichen Preisen. Dies gelang dank der kompakten Flächennutzung und der standardisierten Bauweise. Letzteres und gut strukturierte Abläufe, ist Walter Schär überzeugt, seien entscheidend. Deshalb hat er sich für die Trockenbauweise und wenig Vorfertigung entschieden. Da alles Sanitäre in der Bad-Küchen-Box integriert war, galt es auf der Baustelle nur noch die Schnittstellen zwischen Trockenbauer und Elektriker zu koordinieren. Damit habe man locker zwei bis drei Monate Bauzeit gespart, so der Bauherr.
Projektinformationen
Gewerbe- und Wohnhaus neuRaum
Altsagenstrasse 24, Horw LU, 2020
Bauherr: schaerraum AG, Horw
Architektur: Unit Architekten AG, Hergiswil
Holz-/Innenausbau: schaerholzbau AG, Altbüron
Gebäudetechnik: Kegel Klimasysteme, Zürich
Gesamtkosten: Fr. 5,5 Mio.
Auszeichnung: Anerkennung Prix Lignum 2021 Region Zentrum, Watt d’Or 2022
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