Ein modulares Haus am Meer

Das 2019 erbaute Brick Vault House bei Valencia vereint traditionelle und industrielle Elemente gekonnt – in einem ikonischen Gitter aus grünem Metall.

Bilder: Mariela Apollonio

In Nueva Santa Barbara, Valencia, steht an einem steilen Hang mit weitem Blick auf das Meer ein ungewöhnliches Haus, das antike Traditionen mit industriellen Techniken, aber auch angelsächsische Effizienz, mediterrane Wärme und zeitgemässe Modularität verbindet. Das Projekt hat ein lokaler Bauunternehmer realisiert. Es trägt die Handschrift des Londoner Duos Space Popular, das bei ihrer Arbeit vom Estudio Alberto Burgos unterstützt wurde.

Origineller und günstiger Bau

Für die beiden britischen Architekten Fredrik Hellberg und Lara Lesmes war das Projekt ein erster Vorstoss in den Wohnbereich. Angesichts ihrer ausgeprägten Vorliebe für leuchtende Farben und eine Ästhetik, die sich auf Computergrafiken und künstlerische Experimente stützt, verwundert es nicht, dass sich das Haus deutlich von den benachbarten Bauten mit modernen Anklängen oder neu interpretierten Elementen aus der islamischen Architektur unterscheidet. Hellberg und Lesmes traten an, um einen originellen Prototyp zu schaffen, der sowohl den Geldbeutel schont, als auch möglichst einfach zu montieren ist. Deshalb entschieden sie sich für eine leuchtend grüne Stahlstruktur, die das Gebäude mit einem Netz aus Gips und darunterliegenden Ziegeln umgibt. Diese einfache und charakterstarke Lösung steht in auffälligem Kontrast zur ländlichen Seele des Hauses: Es wurde mit antiken Gewölben gebaut, deren geschwungene Linien einen Dialog mit den straffen und klaren Geometrien des Gitters eröffnen.

Standardisierung und Individualisierung

Was sich wie ein Widerspruch anhört, funktioniert beim Brick Vault bestens: Die Struktur des Projekts wurde in Zusammenarbeit mit dem spanischen Estudio Alberto Burgos und den einheimischen Maurern Salvador Gomis Aviño und Gregorio Clavel entwickelt. Das Stahlgitter mit Modulen von 375 x 375 Zentimetern und einer Höhe von 316 Zentimetern wurde über drei Etagen errichtet. Für die Installation war kein schweres Gerät erforderlich, zum Einsatz kam nur eine einfache Scherenbühne. Nachdem die Struktur einmal errichtet war, nutzten lokale Handwerker sie als Gerüst, um die Ziegelgewölbe, sogenannte katalanische Gewölbe, zu errichten – und zwar mittels einer Bautechnik, die aus dem 13. Jahrhundert stammt. Sie zeichnet sich durch eine handwerkliche Technik aus, die einen langsamen Rhythmus und eine hohe Geschicklichkeit erfordert, ohne dass erst einmal eine Schalung erforderlich ist. Jeder einzelne Ziegelstein wird in den Gipsmörtel gelegt und hält sofort, ohne jede zusätzliche Unterstützung. Auf diese tragenden Gewölbe wurden schliesslich die weissen Putzmodule aufgesetzt. In Wiederentdeckung dieser edlen Tradition nimmt das Brick Vault House seine Form innerhalb eines grünen Rahmens an und lässt dabei Leerstellen. Als wolle es den Eigentümern einen individuell gestaltbaren Mikrokosmos vorschlagen, in dem sie den Raum persönlich gestalten können. Dort, wo das Stahlskelett nur den Himmel einrahmt, können die Hausbesitzer ein Vordach anbringen, um eine einladende Terrasse zu beschatten, oder eine Hängematte, die an zwei Teilen des Gitters befestigt ist.

Spannende Innen- und Aussenräume

Dank des besonderen Aufbaus werden verschiedene Räume definiert: geteilte Innenräume, die aus grossen Fenstern und Erkern bestehen; geschützte Aussenräume, die im Sommer Schatten und im Winter natürliches Licht für die Innenräume bieten, und nicht zuletzt auch Aussenräume, die von den leeren Grünstrukturen eingerahmt werden und in Zukunft je nach Bedarf neue bewohnte Module aufnehmen können. Da stellt sich eigentlich nur noch die Frage, ob das Brick Vault House der Beginn einer ganzen Reihe von Projekten ist …

Pläne: Lead Architects