Emigration und Flucht sind alte Phänomene, und doch haben sie in Europa in diesem Jahrhundert eine neue Relevanz erhalten. Tausende von Menschen, die ihre Heimat aus verschiedenen Gründen verlassen mussten, werden zu einem wichtigen Bestandteil des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens Europas. Diese Menschen brauchen im Ankunftsland Wohnräume, die ihnen Zuflucht bieten, ihnen aber auch ermöglichen, sich in der neuen, vielleicht nur temporären Heimat zurechtzufinden.

Verschiedene Bevölkerungsgruppen zu integrieren, ist kein neues stadtplanerisches Thema. Als eigenständige Bauaufgabe sind Flüchtlingsbauten bislang jedoch kaum thematisiert worden. Dazu will dieses umfassende Handbuch einen wichtigen Beitrag leisten. Es fragt etwa im ersten Teil, wie die Architektur in den Herkunftsländern aussieht. Ist es möglich, funktionale und konstruktive Ansätze zu übernehmen? In den europäischen Ballungszentren ist bezahlbarer Wohnraum knapp. Unkonventionelle Ideen, Pragmatismus und Einsatzbereitschaft sind gefragt, dürfen aber nicht zu unüberlegtem Aktionismus führen. Brauchbarer und dauerhaft guter Wohnungsbau muss nicht neu erfunden, sondern vorhandenes Wissen und Erfahrungen müssen gebündelt werden. Im zweiten Teil stellt die Publikation gelungene kurzfristige und dauerhafte Beispielbauten in Deutschland, Österreich und den Niederlanden vor.

Das ansprechende und schön gestaltete Handbuch wendet sich an Architekten, Projektentwickler sowie Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung, die sich mit dem Bau und Betrieb von Unterkünften für Asylbewerber, Flüchtlinge und Migranten auseinandersetzen.

Literaturhinweis

«Handbuch und Planungshilfe: Flüchtlingsbauten. Architektur der Zuflucht: Von der Notunterkunft zum kostengünstigen Wohnungsbau», Lore Mühlbauer und Yasser Shretah (Hg.), DOM publishers, Berlin 2017, 103 Franken

Weitere Beiträge zum Thema: Projekt «Fogo» am Vulkanplatz in Zürich

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