Was die Zukunftsdenker der Schweiz beschäftigt, ist der knappe Wohnraum. Die Suche nach Lösungen, um platzsparender zu bauen oder den Bestand zu verdichten, aktiviert Planer, Behörden und Forscher.

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Toolbox: In der Toolbox werden die raumbildenden dreidimensionalen Raummodule (3d-Module) aufgeführt und durch einen Katalog der frei dimensionierbaren zweidimensionalen Verbindungselemente für Wand und Decke (2d-Elemente) ergänzt. Die einfache Kombinierbarkeit und Anpassbarkeit an den Gebäudebestand garantieren eine kurze Planungs-, Produktions- und Bauzeit.

Bild: Living Shell

Naheliegend wäre ein System, das vielerorts verwendet werden kann, eine Serie von Modulen also, die die Quartiere verdichten oder auf bestehende Bauten aufgesetzt werden können. Dieser Aufgabe stellte sich ein Forschungsteam der HSLU und der EPFL mit «Living Shell». Sie nahmen Wirtschaftspartner wie Bauart Architekten, Cocoon Systemleichtbau und Knauf, bekannt als Gipsunternehmen, mit an Bord.

Das Team entwickelte ein Set von Modulen und die dazugehörenden zweidimensionale Elemente. Mit dieser «Toolbox» kann ein Gebäude um ein oder mehrere Geschosse aufgestockt oder seitlich erweitert werden. Das Aufstocken führte bald zur Wahl von leichten Materialien: Leichtbauprofile aus nur 1,5 bis 2 Millimeter dicken Stahlblechen, versteift mit Trockenbauplatten aus Gips. Solche Profile weisen neben dem geringen Gewicht gute Brand- und Schallschutzwerte auf. Ein Modul ist eine Raumzelle. Die Abmessungen sind durch den Transport und die Montage beschränkt. Das Modul wird im Werk fixfertig hergestellt, mit allen Installationen, Dämmungen, Ständern und Ausfachungen. Die «Toolbox» beinhaltet vier Zimmermodule, drei Nasszellen-, zwei Küchenmodule und einen Loggiarahmen mit fünf unterschiedlichen Abmessungen.

Zweidimensionale Elemente ergänzen die Raumzellen. Innenwand-, Decken-, Fassaden- und Dachelemente sind ebenso vorgefertigt, werden aber nach Mass gebaut. So kann der Aufbau ans bestehende Haus angepasst werden. Die Fassadenbekleidung erfolgt bauseitig. Architekten erhalten damit gestalterische Freiheit. Putz, Klinker oder Fotovoltaikpaneele sind möglich. Zusammen mit dem Kanton Genf, den Städten Luzern, Olten, Hamburg, Berlin und mehreren Bauträgern ist mit «Living Shell» ein fixfertiges Erweiterungswerkzeug entstanden. Der Ball liegt nun bei den Bauherrschaften und Behörden, denn oft müssen die Zonen abgeändert werden.

Forschungsprojekt Living Shell

Hochschulen : Hochschule Luzern, Technik & Architektur, Kompetenzzentrum Typologie & Planung in Architektur (CCTP), Projektleitung; EPFL, Laboratory of Architecture and Sustainable Technologies (LAST); Hochschule Luzern (HSLU), Soziale Arbeit, Institut für soziokulturelle Entwicklung (ISE);Wirtschaftspartner: Bauart Architekten und Planer, Bern / Neuchâtel / Zürich; Cocoon Systeme, Basel; Foamglas (Pittsburgh Corning Europe), Rotkreuz LU; Knauf, Reinach BL; Yellow Z Urbanism Architecture, Zürich / Berlin; Allgemeine Baugenossenschaft LuzernTräger : Kommission für Technologie und Innovation des Bunds (KTI)Buch zum Forschungsprojekt: Das Modulare Bausystem Living Shell – Qualitätsvolle Verdichtung durch Ausbau und Sanierung von Dächern und Fassaden, Hrsg. von HSLU T & A (CCTP), HSLU SA (ISE) und EPFL (LAST), VDF Hochschulverlag, Zürich 2017

> Erfahren Sie mehr im Interview mit Peter Schwehr, Leiter CCTP, Hochschule Luzern

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