Mit der Erweiterung seines Bürogebäudes schafft ERNE Holzbau im aargauischen Stein Raum für hundert zusätzliche Arbeitsplätze. Das Unternehmen hat die Chance genutzt und einen Holz-Hybridbau geschaffen, der die Philosophie und die Innovationskraft der Firma widerspiegelt.

Im Innern prägt Holz in allen Variationen das Bild.

Fotos: Bernhard Strauss, Freiburg (D). Aussenfoto: Reto Westermann

ERNE hat mit dem Erweiterungsbau aber nicht nur dringend benötigten Platz geschaffen, sondern ein Gebäude erstellt, das Philosophie und Innovationskraft des Unternehmens verkörpert sowie Kundinnen und Kunden beim Besuch zeigt, was zeitgemässer Holzbau leisten kann.

Der moderne Holzbau floriert. Bestes Beispiel dafür ist das Unternehmen ERNE im Fricktal. Vor 30 Jahren umfasste die Belegschaft gut 80 Mitarbeitende, heute sind es 360 – die Hälfte davon im Bereich Planung. Ihr Arbeitsort am Standort Stein war bisher ein Bürogebäude, das aus gebrauchten Holzmodulen eines Kunden bestand, neben Fertigungshallen. Dieses platzte aufgrund des Wachstums der letzten Jahre aus allen Nähten. Ein im Sommer fertiggestellter Erweiterungsbau, der nach Westen hin ans Bestandsgebäude anschliesst, schafft Abhilfe. Bis zu hundert Mitarbeitende finden hier künftig einen Arbeitsplatz. Damit ist das Holzbauunternehmen für ein weiteres Wachstum gewappnet. ERNE hat mit dem Erweiterungsbau aber nicht nur dringend benötigten Platz geschaffen, sondern ein Gebäude erstellt, das Philosophie und Innovationskraft des Unternehmens verkörpert sowie Kundinnen und Kunden beim Besuch zeigt, was zeitgemässer Holzbau leisten kann.

Gebäude als Innovationsmodell

Prägend für Planung und Bau waren die Begriffe Reduce, Reuse und Recycle sowie ein tiefer Energieverbrauch und die geschickte Kombination von Baustoffen. Entstanden ist ein Holz-Hybridbau in moderner Architektursprache von Burkard Meyer Architekten. Dies manifestiert sich aussen in einer urban geprägten Pfosten-Riegel-Fassade und einer raumhohen Verglasung. Im Innern prägt Holz in allen Variationen das Bild. Der Baustoff wurde dabei so mit Beton, Stahl, Glas und Lehm kombiniert, dass möglichst schlanke, materialsparende Konstruktionen möglich waren (reduce). Lösbare Verbindungen ermöglichen eine Weiternutzung von Bauteilen nach einem späteren Rückbau (reuse), und wo immer möglich kamen recycelte Baustoffe zum Einsatz (recycle).

Der Grundriss des Gebäudes basiert auf einem Raster von acht mal acht Metern. Rund 3 Meter hohe Stützen aus Stabbuche tragen die Geschossdecken. Diese wurden in der von ERNE früher entwickelten und bereits vielfach eingesetzten Holz-Beton-Verbundbauweise erstellt. Im eigenen Gebäude kam aber dafür erstmals Recyclingbeton aus Mischabbruch zum Einsatz. Das gleiche Material wurde auch für die Bodenplatte verwendet. Die Verbindung zwischen Stützen und Decken ist mit einem neu entwickelten Knoten ausgestaltet. Dieser besteht aus Stahlverbindungen sowie einem vor Ort betonierten Würfel und sorgt für eine optimale Übertragung der vertikalen Kräfte. Der Knoten ist so ausgelegt, dass er sich für bis zu 100 Meter hohe Gebäude eignet. «Neue Wege zu gehen und Herausforderungen mit innovativen Lösungen zu begegnen gehört zu unserer Unternehmenskultur», so Patrick Suter, CEO der ERNE Holzbau. Der zentrale Innenhof – aufgrund seiner Funktion als Begegnungsort für Mitarbeitende, Kundschaft und Planende auch Ideenwerkstatt genannt – wird von Fachwerkträgern aus verleimten Buchenholzstäben überspannt. Diese sind nur zusammengesteckt und könnten später demontiert sowie an anderer Stelle wieder eingesetzt werden. Ein Hingucker im Gebäudeinnern sind die beiden Kerne aus Stampflehm, der aus dem Aushub gewonnen und vor Ort verarbeitet wurde ((Link zu 1. Artikel)). Die beiden Kerne beherbergen ein Treppenhaus, den Lift und Sanitäranlagen.

Auf dem Weg zu Netto-Null

Für ein gutes Raumklima aber auch für einen relevanten Beitrag auf dem Weg zum Netto-Null-Ziel bezüglich Klimaschutz sorgen weitere Eigenentwicklungen von ERNE, die sich bereits andernorts bewährt haben: Etwa die Heiz-Kühldecke mit thermischer Massenaktivierung. Sie kombiniert Holz-Beton-Verbundelemente (HBV) mit der Deckenklimatisierung und wird mittels modernster Steuerungstechnik geregelt. Als erstes Bausystem der Schweiz wurde sie mit dem «Cradle to Cradle» Bronze-Zertifikat ausgezeichnet und spart bis zu 30 % Energie. «Unsere Art zu denken und zu bauen leistet einen wesentlichen Beitrag für Umwelt und Gesellschaft und beeinflusst die Welt des Bauens nachhaltig», sagt Suter.  Für die Bereitstellung der Heizwärme schliesslich wurde eine Grundwasserwärmepumpe installiert. Diese versorgt auch alle anderen Gebäude auf dem ERNE-Areal sowie die der benachbarten Stiftung MBF. Ökologischen Strom liefern insgesamt 640 Quadratmeter Photovoltaik-Modulen auf den Dächern sowie auf auskragenden Vordächern.

Neue Wege zu gehen und Herausforderungen mit innovativen Lösungen zu begegnen gehört zu unserer Unternehmenskultur.

Patrick Suter, Geschäftsführer, ERNE AG Holzbau

Projektdaten

Bürogebäude: ERNE AG Holzbau, 2023

Standort: Rüchligstrasse 53, Stein AG
Bauherrin: ERNE AG Holzbau, Laufenburg AG
Architektur: Burkhard Meyer Architekten BSA AG, Baden
Holzbauingenieur und Holzbau: ERNE AG Holzbau, Laufenburg AG

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