Die DM Bau AG aus Oberriet SG gehört zu den jüngeren Anbietern von Modulbauten. Im Gespräch mit Modulart zeigt Geschäftsführer Labinot Pirkuqi auf, welche Stärken sein Unternehmen hat und mit welchen Strategien und Produkten es sich im hiesigen Markt positioniert.
Wir müssen noch mehr Aufklärungsarbeit leisten und zeigen, dass Modulbauten auch langfristig ihren Wert behalten.
Labinot Pirkuqi, Geschäftsführer DM Bau AG
Herr Pirkuqi, wo liegen die Wurzeln der DM Bau AG?
Die Geschichte unseres holländischen Mutterhauses reicht fast hundert Jahre zurück. Im Jahr 1929 wurde die Firma De Meeuw gegründet. Diese expandierte 1991 in die Schweiz und erwarb 2001 die traditionell im Holzbau tätige Hector Egger AG in Oberriet SG. Dadurch konnte De Meeuw sich hierzulande verankern und gleichzeitig die Kompetenz im Bereich des Modul- und Holzelementbaus erweitern. Im gleichen Zug erfolgte auch eine Neupositionierung und ein Rebranding der Schweizer Niederlassung unter dem Namen DM Bau. Seit Anfang 2022 sind wir eine eigenständige Schweizer Unternehmung.
Sie erstellen Modulbauten sowohl in Massiv- als auch in Holzbauweise. Wo liegt aktuell das Schwergewicht?
Wir haben in beiden Bereichen eine hohe Kompetenz. Je nach Bauaufgabe und Wunsch des Kunden realisieren wir die Projekte mit massiven Modulen, solchen in Holzbauweise oder auch mit Holzelementen. Aktuell halten sich die Bauweisen in etwa die Waage.
Planen Sie die Module selbst oder werden diese von externen Architekturbüros entwickelt?
Das hängt stark von den Kundenanforderungen und unserem Mandat ab. Bei bereits ausgereiften Projekten übernehmen wir sowohl die Planung als auch die Ausführung selbst. Wenn ein Kunde, basierend auf einem Raumprogramm, ein architektonisches Konzept entwickeln möchte, arbeiten wir eng mit unseren Partnerarchitekturbüros zusammen.
Verglichen mit anderen Playern hierzulande zählt die DM Bau eher zu den kleineren Unternehmen im Bereich Modulbauten. Wo positionieren Sie sich?
Im Vergleich zu einigen grossen Mitbewerbern gehören wir zu den mittelgrossen Anbietern. Genau da liegt aber unsere Stärke: So haben wir beispielsweise einen schlanken Verwaltungsapparat. Das spart Kosten und macht uns flexibel. Daher können wir eng mit unserer Kundschaft zusammenarbeiten, rasch und spezifisch auf ihre Wünsche reagieren sowie massgeschneiderte Lösungen anbieten. Oder anders gesagt: Bei uns geht es nicht nur um die Grösse, sondern vielmehr um die Qualität unserer Produkte.
Gibt es Bereiche, wo Sie spezielle Vorteile ausspielen können?
Bei den Themen Brandschutz, Gebäudehöhe und Schallschutz haben wir mit unserem Massivmodul, das extra mit diesem Fokus entwickelt wurde, gegenüber anderen Mitbewerbern und der Holzmodulbauweise sicher einen Vorteil.
Auf welche Projekte sind Sie besonders stolz?
Besonders erwähnenswert ist für uns das Projekt des Gymasiums in Lugano (siehe Box), das schweizweit zu den grössten Schulhäusern in modularer Bauweise gehört. Besonders stolz sind wir auch auf einen grossen Modulbau in Ebikon LU mit gut 6000 Quadratmetern Grundfläche (siehe Box), der temporär in Einsatz war und anschliessend für ein weiteres Projekt wiederverwendet wurde. Damit konnten wir eindrücklich zeigen, wie nachhaltig unsere Produkte sind.
Wie wird sich der Stellenwert des Modulbaus in den nächsten fünf bis zehn Jahren verändern?
Wir sind überzeugt, dass der Anteil vorfabrizierter Gebäude weiter zunehmen wird. Dafür sprechen viele Punkte: besser kontrollierbare Kosten, besser kontrollierbare Ausführung – da ein grosser Teil der Leistungserbringung in einer kontrollierten Umgebung erfolgt, weniger Immissionen vor Ort auf der Baustelle und eine schnellere Umsetzung von Projekten. Starke Argumente für den Modulbau sind auch, dass die Bauweise sehr flexibel ist und die Elemente weiterverwendet werden können.
Wie kontern Sie Kritik an Modulbauten, die oft noch auf veraltetem Wissen beruht – etwa dem falschen Vergleich mit Containerlösungen?
Es liegt an uns Modulbauern das Image unserer Produkte zu formen und Aufklärungsarbeit zu leisten. Aus unserer Sicht ist modulares Bauen eine andere Form von Bauen und hat wenig mit Containern zu tun. Wir erfüllen dieselben Anforderungen wie konventionellen Bauten. Aus unserer Sicht müssen neben den privaten auch die institutionellen Kunden verstärkt auf modulare Bauten setzen. Viel Potenzial sehe ich bei grossen Immobiliengesellschaften. Grosse Unsicherheiten bestehen noch, was den Werterhalt der Modulbauten betrifft. Da müssen wir noch mehr Aufklärungsarbeit leisten und insbesondere auch den Finanzdienstleistern aufzeigen, dass Modulbauten über die Zeit hinweg ihren Wert behalten.
Wo geht die Reise der DM Bau hin? Fokussieren Sie weiter auf den hiesigen Markt oder ist eine Ausweitung aufs grenznahe Ausland denkbar – Deutschland und Österreich sind ja sehr nahe bei Ihrem Standort?
Unser Fokus liegt klar auf dem Schweizer Markt. Wir sind stolz darauf, dass wir einen Grossteil unserer Wertschöpfung im Inland erbringen. Für die nächsten drei bis fünf Jahre haben wir grosse Ambitionen. Wir sehen vor allem grosse Chancen im Bereich des Wohnbaus. Unsere Ingenieure entwickeln unsere Produkte mit diesem Fokus stetig weiter.
Wir sind überzeugt, dass der Anteil vorfabrizierter Gebäude weiter zunehmen wird. Dafür sprechen viele Punkte: besser kontrollierbare Kosten, besser kontrollierbare Ausführung – da ein grosser Teil der Leistungserbringung in einer kontrollierten Umgebung erfolgt, weniger Immissionen vor Ort auf der Baustelle und eine schnellere Umsetzung von Projekten. Starke Argumente für den Modulbau sind auch, dass die Bauweise sehr flexibel ist und die Elemente weiterverwendet werden können.
Labinot Pirkuqi, Geschäftsführer DM Bau AG
Beispiele aus dem Portfolio der DM Bau AG
Liceo Sede Viganello Lugano TI
Der Kanton Tessin saniert während den nächsten zehn Jahren zwei Kantonsschulgebäude in Lugano. Ein dreigeschossiger Holzmodulbau im Stadtteil Viganello dient während dieser Zeit als Ersatzstandort. Das um einen Innenhof angeordnete Gebäude gilt derzeit als grösster Modulbau der Schweiz und bietet Platz für bis zu 800 Schülerinnen und Schüler. Nach Ablauf der zehn Jahre sollen die Module demontiert und anderswo weiterverwendet werden.
Standort: Via G.b. Dominione 6, Lugano
Baujahr: 2022-2023
Bauzeit: 8 Monate
Geschossfläche: 9200 m2
Architektur: Charles De Ry Architettura SA, Lugano TI
Bild: DM Bau AG
Werkstätte Rhyboot Altstätten SG
Der Verein Rhyboot bietet Menschen mit einer Behinderung Wohn-, Beschäftigungs-, Arbeits- und Eingliederungsplätze an. Da das Platzangebot am bisherigen Standort nicht mehr genügte, realisierte der Verein am Ortsrand ein neues Werkstattgebäude in kombinierter Holzskelett- und Holzelementbauweise. Verarbeitet wurde vor allem Holz aus lokalen Wäldern. Der hufeisenförmige, zweigeschossige Neubau bietet Raum für 200 Arbeitsplätze: 140 für Menschen mit einer Behinderung und 60 für deren Betreuende.
Standort: Bleichestrasse 2, Altstätten SG
Baujahr: 2017
Bauzeit: 10 Monate
Geschossfläche: 4200 m2
Architektur: Huber Waser Mühlebach, Luzern LU
Bauherrschaft: Verein Rhyboot, Altstätten SG
Bild: DB Bau AG
Pflegezentrum Domizil Oberschache Ebikon LU
Während der mehr als drei Jahre dauernden Realisierung des Ersatzneubaus für das Pflegezentrum der St.-Anna-Stiftung in Luzern diente ein Modulbau in Ebikon als Ausweichstandort. Das dreigeschossige Gebäude bot Platz für 60 Pflegebetten, eine Caféteria, Personal- und Verwaltungsräume. Nach der Fertigstellung des Ersatzneubaus in Luzern wurde das Modul-Provisorium wieder demontiert und bei der DM-Bau eingelagert.
Standort: Adligenswilerstrasse 40, Ebikon LU (bereits wieder abgebaut)
Baujahr: 2018
Bauzeit: 9 Monate
Geschossfläche: 6000 m2
Architektur: Scheuner-Mäder Architekten SIA, Luzern LU
Bauherrschaft: St. Anna Stiftung, Luzern LU
Bild: DB Bau AG
Labinot Pirkuqi
Labinot Pirkuqi (39) ist seit 2022 Geschäftsführer der DM Bau AG in Oberriet SG. Er stiess 2020 als CFO zum Unternehmen. Davor hatte er verschiedene leitende Positionen im Bereich Finance und Controlling. Pirkuqi ist Wirtschaftsingenieur und verfügt über einen MBA in General Management.
DM Bau AG
Die DM Bau AG wurde 1929 in den Niederlanden gegründet. 1991 erfolgte der Markteintritt in die Schweiz durch Akquisition der Hector Egger AG. Das Unternehmen zählt heute schweizweit zu den führenden Anbietern von modularen Raumlösungen.
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