Das Gipfelgebäude auf dem Chäserrugg, die drei Stationen der Stöfeli-Bahn und der Espel Pavillon von Herzog & de Meuron und Blumer Lehmann sind eine Wanderung wert.

Chaeserrugg_BergrestaurantPanorama_00©CorinneCuendet

Das Gipfelrestaurant Chäserrugg auf der Hochebene Rosenboden.

Bild: Corinne Cuendet

Der 2262 Meter hohe Chäserugg ist der Toggenburger Ausflugsberg schlechthin. Sein attraktives Gipfelplateau lässt sich über einen klassischen Weg erreichen: Zuerst geht es von Unterwasser aus mit der historischen roten Standseilbahn auf das Iltios. Über die Weiden der gleichnamigen Alp wandert es sich dann – immer mit einer herrlichen Aussicht auf die Berggipfel der Churfirsten – sanft ansteigend durch den Wald des Surenbodens und entlang des bekannten Stöfeli-Skihangs bis hinauf zum Berggasthaus Stöfeli. Ab dort gelangt man über ein paar gut ausgebaute Queren auf den Rücken des Chäserruggs. Über den Weiderücken wandert es sich schliesslich gemütlich bis zum Gipfel hoch. Neben der absolut sehenswerten Hochebene Rosenboden erwarten Freundinnen und Freunde guter Architektur auf dem Chäserrugg seit Ende Juni 2015 eine knappe Handvoll sehenswerter Bauten. Das Aushängeschild ist dabei das Gipfelgebäude – ein «Holzbau mit eigener Sprache und eigener Dimension», wie es in der Laudatio der Prix-Lignum-Jury heisst. Sein charakteristisches Merkmal ist das ausladende Flügeldach, das sich über die Bergstation breitet und an die Flügel einer der unzähligen Dohlen erinnert, die stets den Gipfel umfliegen. Es überspannt auch einen Querbau, der sich in Richtung Süden orientiert und in dem das Gipfelrestaurant untergebracht ist. Der 43 Meter lange und 53 Meter breite Gastraum ist dabei aus hellem Holz – Fichte und Tanne – und viel Glas gebaut. Ein atemberaubender Blick eröffnet sich von hier aus auf 500 Gipfel der Alpenkette und bis zum Walensee hinunter. Der von Herzog & de Meuron entwickelte Neubau nimmt lokale Bautraditionen auf, ergänzt diese aber um zeitgenössische Elemente und überzeugt insbesondere durch imposante Auskragungen, spitz zulaufende Dachecken und mächtige Balken, die auf baumähnlich sich verzweigenden Betonstümpfen lagern. Die klassische Zimmermannskunst auf einen neuen Massstab gehoben haben die Spezialisten von Blumer Lehmann – sie setzten auf ein konventionell aufgerichtetes Tragwerk, das sie mit vorgefertigten Holzrahmenbau-Elementen kombinierten. Dabei kamen traditionelle Zimmermannsverbindungen wie Verzapfungen oder Versätze zum Einsatz, die durch Verbindungsmittel des Holzingenieurbaus ergänzt wurden.

Eine ganz eigene Gebäudetypologie

Doch nicht nur das neue Berggasthaus – «ein Bau, der zwischen Scheune, Chalet und Gondelhalle oszilliert» – ist einen Besuch wert, sondern auch die Stationen der Stöfeli-Bahn und der Espel Pavillon: Die schönen Gebäude nehmen die Sprache der umgebenden Scheunen und Ställe auf und da, wo die Kraft der Berge es verlangt, jene einer Strassengalerie. Die Bauten fügen sich perfekt ins Landschaftsbild ein und schaffen einen starken Bezug zum Highlight auf dem Gipfel – einfach in einem anderen Massstab. Gleichzeitig sind und bleiben sie alle Infrastrukturbauten, die pragmatisch konstruiert sind mit fast schon industriellen Charakter und bringen damit Natur und Kultur zusammen.

Erwähnenswert sind auch drei Holzmodule, die während der Entstehungszeit des neuen Restaurants als Provisorium dienten. Auch sie wurden von der Firma Blumer Lehmann hergestellt, 2014 per Seilbahn auf den Berg gebracht und dort zusammengefügt. Nach Eröffnung des Neubaus wurden sie per Helikopter ins Tal geflogen und traten nach einem Refresh im Werk eine lange Reise an – von den Ostschweizer Bergen bis in die Hügellandschaft Luxemburgs, wo sie ein nächstes Leben als Bürogebäude geschenkt bekamen.

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Talstation Stöfeli-Bahn.

Bilder: Toggenburg Bergbahnen

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Mittelstation Stöfeli-Bahn.

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Bergstation Stöfeli-Bahn.

Informationen zur Tour

Anreise: mit Bahn bis Nesslau-Neu St. Johann (SG) und mit Bus bis Unterwassen (Talstation Iltiosbahn)
Wanderung: Iltios – Surenboden – Ruggschöpf – Chäserrugg
Wanderzeit: ca. 2,5–3 h Wanderzeit (bis Stöfeli 1 h)
Länge: 6 km
Höhendifferenz: 912 m
Schwierigkeitsgrad: T2

Highlight:
Stationen der Stöfeli-Bahn und Pavillon Espel von Herzog & de Meuron
Gipfelgebäude mit Restaurant von Herzog & de Meuron

Links:
www.chaeserrugg.ch
www.blumer-lehmann.ch

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