Das Einfamilienhaus mit den eigenen Händen bauen – davon träumt so mancher Bauherr. Mit entsprechend konzipierten modularen Holzbausystemen ist es machbar.
Bilder: Studio Bark
Bilder: cc by WikiHouse
Wer beim modularen Bauen nur an grossformatige Raummodule denkt, die mithilfe von Kränen zusammengesetzt werden, liegt falsch: Im Werk vorgefertigte Wand- und Deckenelemente gehören ebenso dazu wie kleinteilige Baukastensysteme, mit dem sich von Hand relativ einfach Häuser zusammenstecken lassen. Solche Baukästen ermöglichen es selbst Laien ohne Bauerfahrung, den Rohbau eines Gebäudes eigenhändig zu erstellen. Dabei wird der Modulbausatz dank computerisierter Fertigung im Werk nach den Vorgaben des Bestellers individuell zusammengestellt und auf die Baustelle geliefert. Dort muss er dann nur noch in bester Do-it-yourself-Manier zusammengesetzt werden. Das nötige Hintergrundwissen vermitteln Workshops, Youtube-Videos oder die Systemanbieter selbst. Einfache und sich wiederholende Abläufe erleichtern den Aufbau.
Falsch liegt, wer bei den Modulbausätzen an eintönige Grundrisse und Fassaden denkt. Einige Architekturbüros und Holzbauunternehmen sind heute mit innovativen und ästhetisch sehr ansprechenden Holzmodulsystemen auf dem Markt, die eine individuelle Gestaltung des eigenen Heimes möglich machen.
So einfach alles tönt: Die Systeme haben aber ihre Grenzen und ganz ohne die Hilfe von Profis bei der Planung und Ausführung geht es trotzdem nicht. Für die Baueingabe braucht es beispielsweise einen Architekten, für die Dämmung der Hülle einen Bauphysiker, und für die Installation von haustechnischen Anlagen wie Heizung, Strom oder Warmwasser ist der Beizug von Handwerksprofis nötig.
Passt durchs Treppenhaus
Einer der Baukasten-Anbieter ist das Studio Bark in London. Auf die Idee, Systeme für Modulbauten zu entwickeln, kamen die Architekten durch den Auftrag eines Kunden, der eine robuste, erschwingliche Selbstbaulösung wünschte, die er als Laie umsetzen kann. Die Architekten entwarfen nicht nur ein individuelles Konzept für diesen Kunden, sondern ein ganzes Bausystem, das vielfältigste Nutzungsanforderungen erfüllen kann: «U-Build» ermöglicht es Selbstbauern und Do-it-yourselferinnen, mit sehr einfachen Werkzeugen und praktisch ohne Bauerfahrung interessante Räume zu gestalten. Mit einfach und flexibel zusammenbaubaren Sperrholzmodulen lässt sich der entstehende Wohnraum den Bedürfnissen der künftigen Hausbewohner anpassen. Die Systemkomponenten sind so konstruiert, dass sie von ein bis zwei Personen getragen sowie montiert werden können; zudem sind alle Teile klein genug, um durch Seitengassen oder Treppenhäuser zu passen. So kann mit U-Build auch an schwer erreichbaren und engen Stellen neuer Wohnraum geschaffen werden.
Fachwerkbau mit Steckmontage
Einen Hausbausatz für das Wohnen in Entwicklungsländern zu entwickeln, war das ursprüngliche Ziel der Firma Stellinnovation aus Münster: Die erste Serie ihrer Modulhäuser wurde für diese erschwerten Bedingungen geschaffen. Vorgabe war, durch die Verwendung einfacher, gleicher und vorfabrizierter Holzbauteile in hohen Stückzahlen einen sehr niedrigen Preis zu erreichen. Die Montage musste mit den wenigen verfügbaren Werkzeugen möglich sein. Um die möglichst leichten Holzprodukte kostengünstig in alle Welt versenden zu können, sollten sie sich zudem platzsparend verpacken lassen.
Später wurde das Grundkonzept für den mitteleuropäischen Markt weitergedacht und angepasst: Der Hausbaukasten «SI-Modular» besteht aber auch heute noch aus wenigen unterschiedlichen Bauteilen, aus denen sich alles vom Ferienhaus über kleine Wohnhäuser bis hin zu mehrschiffigen Bürogebäuden realisieren lässt. Der Aufbau der Tragwerke erfolgt durch Steckmontage nahezu werkzeuglos. Alles was benötigt wird, ist ein Hammer. So entsteht mit minimalem Aufwand ein Fachwerkbau. Zur Auswahl stehen drei Grundtypen, die sich vor allem hinsichtlich der Dachform unterscheiden.
Koreanisches Detail aus der CNC-Maschine
In vielen unterschiedlichen Varianten kommt «WikiHouse» daher. Das Hausbausystem ist Hauptbestandteil eines Open-Source-Projekts, das die Erstellung von nachhaltigen Wohnhäusern mit geringem Ressourcenverbrauch vereinfachen und demokratisieren will. Zur Verfügung gestellte Pläne werden von der Bauherrschaft heruntergeladen und mit einer 3-D-Modellierungs-Software den eigenen Wohnvorstellungen angepasst. Die Daten des fertigen digitalen Modells lassen sich direkt auf die CNC-Maschine schicken. Diese produziert die einzelnen Bauteile aus Schichtholz- oder Sperrholzplatten. Besondere Verbindungselemente sind nicht notwendig, da die ausgeschnittenen Holzteile mit einer Klemmkeil-Verbindung ineinandergreifen. Dabei liessen sich die Entwerfer von klassischer koreanischer Architektur inspirieren.
Fünfgeschossige Stadthäuser
An wesentlich fortgeschrittenere Selbstbauer und Do-it-yourselferinnen richtet sich das Konzept für mehrgeschossige Wohnbauten in Holzbauweise namens «fertighauscity5+». Angesprochen werden grössere Gruppen von Bauinteressierten, die sich als Baugemeinschaften organisieren und aktiv am Projektgeschehen teilhaben wollen. Auch hier dient ein einfach aufgebautes, modulares System der flexiblen Grundriss- und Raumgestaltung. Die zentrale vertikale Erschliessung der Gebäude befindet sich in vorgefertigten Schächten. Ziel des Vorhabens ist es, bautypologische und bautechnische Varianten für Holzhäuser mit bis zu fünf Geschossen für den innerstädtischen Bereich zu erhalten. «fertighauscity5+» entstand im Rahmen einer Forschungsinitiative der TU Braunschweig und des Instituts für urbanen Holzbau in Berlin. Die erste Umsetzung des vorgefertigten Holzhausprototypen gibt es in Berlin Pankow: Dort schloss eine Bauherrengemeinschaft mit einem fünfgeschossigen Bau eine Lücke im Blockrand.
Bilder/Pläne: Stefan Müller Fotografie
Links
U-Build: www.studiobark.co.uk
SI-Modular: www.stellinnovation.de
WikiHouse: www.wikihouse.cc
Fertighauscity5+: www.ckrs-architekten.de
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