Rund ein Viertel des CO2-Ausstosses wird hierzulande durch das Bauen verursacht. Durch eine zirkuläre statt lineare Nutzung von Rohstoffen und Bauteilen liesse sich dieser Anteil markant senken. Richtig geplant und konstruiert können Holzmodulbauten ein Teil der Lösung sein.
© BAFU
Rundherum statt geradeaus. Mit dieser Formel lässt sich die Idee der Kreislaufwirtschaft einfach auf den Punkt bringen. Bei den heute noch häufig anzutreffenden linearen Wirtschaftssystemen werden Rohstoffe abgebaut, zu Produkten verarbeitet und diese nach Gebrauch weggeworfen. Ein zirkuläres Wirtschaftssystem hingegen verfolgt einen gesamtheitlichen Ansatz. Die Produkte werden optimalerweise schon aus gebrauchtem Material hergestellt durch Reparieren lange genutzt und am Schluss die Einzelteile wiederverwendet.
Additive Konstruktionsweisen bringen Vorteile
In der Bauwirtschaft etabliert sich die Kreislaufwirtschaft erst in einzelnen Projekten, wie etwa der letztes Jahr fertiggestellten Aufstockung einer Industriehalle in Winterthur. Dabei wäre hier der Hebel mit Blick auf den Klimaschutz besonders hoch. Gemäss Bundesamt für Umwelt (BAFU) ist das Bauen hierzulande für rund einen Viertel des CO2-Ausstosses verantwortlich. Nur: Die Nutzung gebrauchter Bauteile wie Fassadenverkleidungen oder Bodenbeläge ist bei Bauherren, Planenden und Ausführenden noch kaum in den Köpfen verankert. Klassische Massivbauten, bei denen alle Bauteile fest miteinander vergossen, verklebt und verschweisst sind, erschweren zudem das zirkuläre Bauen. «Holzelement- oder modulbauten hingegen bringen hier bereits einen grossen Vorteil mit sich – sie werden grösstenteils aus einem nachwachsenden Rohstoff, in Trockenbauweise und additiv erstellt», sagt Stefan Graf, Partner bei Bauart-Architekten in Bern. Damit eignen sich Holzelemente und Holzmodule grundsätzlich für eine zirkuläre Nutzung: Sie können wieder in die Einzelteile zerlegt und diese für andere Zwecke verwendet werden. Schliessen lässt sich der Kreislauf aber nur, wenn die spätere Zerlegung beim Zusammenbau schon berücksichtigt wird. Der Teufel steckt dabei manchmal im Detail: «Werden Bauteile etwa mit Klammern verbunden statt verschraubt, wird die spätere Demontage bereits schwieriger sein», sagt Stefan Graf.
Vision Vermittlungsagentur
Gerade bei Holzmodulbauten könnte der Kreislaufgedanke aber noch viel weiter gehen als nur bis zum Recycling der Einzelteile: Die Module bilden bereits fertige Räume und sind für den Transport konstruiert. Damit stünde einer Weiterverwendung an einem anderen Ort eigentlich nichts im Weg. Innovative Holzbauunternehmen wie Erne verleasen oder vermieten bereits Module und nehmen sie wieder zurück. Schwieriger wird es bei Modulen, die gekauft wurden. Hier braucht es neue Ansätze, um Besitzer und Interessenten zusammen zu bringen: «Vielleicht wäre eine nationale Modulbörse ein zielführender Weg», blickt Architekt Graf in die Zukunft. Gut eignen würde sich eine solche Vermittlungsstelle etwa für die zahlreichen Schulmodulbauten, die nicht immer in derselben Gemeinde nochmals gebraucht werden können. Diese Module eignen sich besonders gut für eine zirkuläre Nutzung: Sie wurden für unterschiedliche räumliche Situationen entwickelt und lassen sich – fast wie Legosteine – in diversen Konfigurationen zusammen fügen. Auch in Sachen Nutzung gäbe es kaum Grenzen: Schulmodule könnten mit Anpassungen etwa als Wohnhaus, Bürogebäude oder Kita dienen. Und dank ihrer hohen Qualität, Stabilität und Reparierbarkeit ist auch ein mehrfacher Umzug kein Problem. Kurzum: Rundherum statt geradeaus – Holzmodulbauten haben den Kreislaufgedanken eigentlich bereits in ihrer DNA. Und werden sie einmal wirklich nicht mehr gebraucht, lassen sich zumindest die meisten ihrer Bestandteile weiterverwenden.
Bild: Tonatiuh Ambrosetti
Holzelement- oder modulbauten hingegen bringen hier bereits einen grossen Vorteil mit sich – sie werden grösstenteils aus einem nachwachsenden Rohstoff, in Trockenbauweise und additiv erstellt.
Stefan Graf, Partner bei Bauart Architekten und Planer AG
Literatur:
Kreislaufwirtschaft, Webseite des Bundesamtes für Umwelt BAFU > Link
Schreiben Sie einen Kommentar
Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.