Fertighäuser sind ein alter Traum von Architektur und Bauwirtschaft. Immer wieder werden vorfabrizierte Häuser als Allheilmittel gegen Wohnungsnot, zu hohe Kosten oder Ineffizienz in der Bauwirtschaft angeführt. Doch die lange (Architektur) Geschichte des Fertighauses ist ein uneingelöstes Versprechen geblieben, eines mit vielen Hoffnungsträgern, Nebenpfaden und Sackgassen.

1_Das Holzrahmenbau-Haus, hier ein Beispiel aus Long Island, wird in Amerika seit Jahrzehnten und zu Tausenden gebaut (Bild: Kim Snyder) 2_Eine mobile Stadt für Australien hat der Bischof von Melburne 1853 bestellt. Die Häuser wurden im englischen Bristol vorfabriziert, nach Australien verschifft und dann vor Ort zusammengebaut (Bild: Robert Carrick, National Library of Australia, NLA. OBJ-135873838 3_So könnten vorfabrizierte Häuser auf dem Mars aussehen (Bild: Bryan Versteeg and Mars one) 4_Das «Fisher Island House» in New York, entwickelt von 4 Architecture, ist ein flexibles und modulares Bausystem. Es wird von einem von den Architekten geknüpften Herstellernetzwerk an der Ostküste der USA vorfabriziert (Bild: Resolution 4 Architecture)

Nun hat Mathew Aitchison versucht, das Thema vom Prozess und nicht vom Produkt her aufzurollen. Der Architekt und Professor an der Sydney School of Architecture, Design and Planning nimmt die Möglichkeiten, welche die Digitalisierung, Industrialisierung und Automatisierung der Bauindustrie verheissen, als Anlass für sein Buch «Prefab Housing and the Future of Building: Product to Process». Das Resultat ist ein Erklär- und Grundlagenbuch für die, die das unstete und komplexe Feld besser verstehen wollen. Drei Lehren zieht der Autor aus seiner dem Buch vorangegangenen Forschung: 1. Fertighäuser täuschen: Sie scheinen einfach, sind aber sehr kompliziert. 2. Es gibt ihn nicht, den einen richtigen Weg zum Fertighaus. 3. Es braucht eine frische und ganzheitliche Denkweise um das Thema neu und erfolgreich anzupacken. Aitchinson skizziert im Buch den aus seiner Sicht erfolgsversprechenden Weg zum Fertighaus: Für die Entwicklung eines Fertighauses braucht es einen gemeinschaftlichen, interdisziplinären Ansatz, der das bestehende Wissen neu und produktiv verknüpft. Nach diesem Ansatz funktioniert auch das Buch: Es produziert nicht neues Wissen, sondern verknüpft für Architekten und Unternehmer bestehende Forschungsarbeiten und Case Studys aus der Industrie. Der Haupttext ist in sechs Kapitel unterteilt, die etwa die Begriffe und Definitionen rund ums Fertighaus klären oder die nacherzählen, wieso die meisten Anläufe gescheitert sind. Dazwischen ist eine Reihe von präzisen Kurztexten eingeschoben, die Themen wie digitale und automatisierte Produktion oder die Relation zwischen Kosten und Industrialisierung im Bauprozess vertiefen.

Das japanische „Vertikal House“ von Muji ein minimalistischer städtischer Lückenfüller.

Bild: Muji

Mathew Aitchison: Prefab Housing and the Future of Building: Product to Process. Lund Humphries, London 2018.

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Mathey Aitchison: Prefab Housing and the Future of Building: Product to Process. Lund Humphries, London 2018
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