Die Firma Renggli ist buchstäblich der älteste Partner von modulart – in diesem Jahr konnte das renommierte General- und Holzbauunternehmen sein 100-Jahr-Jubiläum feiern. Gleichzeitig wurden die Weichen für die Zukunft gestellt: Per 1. Januar 2024 übernimmt die fünfte Generation. Für modulart ein Anlass, mit den neuen Eigentümern David, Samuel und Micha Renggli über ihre Vision zu reden.
Die Baubranche muss grüner, digitaler und moderner werden.
Samuel Renggli, Mitglied der Geschäftsleitung, Renggli AG
Wie haben Sie das Jubiläumsjahr erlebt?
David Renggli: «2023 war für unsere Familie und unser Unternehmen ein ereignisreiches und grossartiges Jahr! Nachdem wir mit internen Events ins Jahr gestartet sind, stellte der Jubiläumsanlass Mitte September den vorläufig letzten emotionalen Höhepunkt dar. Unser Werk in Schötz haben wir für zwei Tage in ein grosses Festgelände verwandelt – der perfekte Rahmen, um zusammen mit unseren Mitarbeitenden, Kundinnen und Kunden, Lieferantinnen und Lieferanten und Partnern sowie geladenen Gästen aus Politik und Wirtschaft die letzten hundert Jahre Revue passieren zu lassen und zu feiern. Dabei haben wir von allen Seiten sehr viel Wertschätzung erfahren – das hat uns sehr gefreut. Gleichzeitig stellt dieses Jahr aber auch den Abschluss des Nachfolgeprozesses von der vierten zur fünften Generation dar.»
Nun steht also eine Wachablösung an…
Samuel Renggli: «Genau, wir drei Brüder übernehmen als neue Eigentümer die Verantwortung für das Unternehmen. Max Renggli zieht sich aus dem operativen Geschäft zurück – er bleibt aber weiterhin Präsident des Verwaltungsrates. Dieser Generationenwechsel war ein längerer Prozess, den wir sehr sorgfältig vorbereitet haben.»
Micha Renggli: «Kumuliert bringen wir 25 Erfahrungsjahre in den verschiedensten operativen Funktionen im Unternehmen mit. Das heisst, wir sind bestens vorbereitet und fühlen uns in unseren Rollen wohl. Konkret hat David am 1. September 2023 als CEO die operative Gesamtleitung übernommen, während Samuel das Business Development leitet und im Moment schwergewichtig den Neubau des Werkes in Eberswalde (D) verantwortet. Beide haben Einsitz in der Geschäftsleitung. Ich selbst bin als Bau- und Projektleiter in der Generalunternehmung tätig.»
David Renggli: «Für uns ist die Übernahme der Verantwortung sicher ein Riesenschritt, gleichzeitig aber auch ein sehr organischer Wechsel. Um den Übergang möglichst reibungslos zu gestalten, können wir uns auch auf eine erfahrene Geschäftsleitung, ein breit abgestütztes Kader, gute Strukturen, viel Goodwill und positive Energie verlassen – all das hilft sehr!»
Aktuell sind sie in Deutschland in einem Grossprojekt engagiert – wie entwickelt sich Timpla?
Samuel Renggli: «Nachdem wir ab 2015 zunächst interkontinental Expansionsmöglichkeiten evaluiert haben, gründeten wir 2018 die Renggli Deutschland GmbH. Unter dem Namen «timpla by Renggli» realisieren wir nördlich von Berlin, in Eberswalde, das grösste Holzmodulwerk Deutschlands. Timpla erstellt mehrgeschossige, klimagerechte Gebäude mit seriell und industriell gefertigten Holzmodulen. Konkret treten wir an, um den Holzweg neu zu definieren. Die Baubranche muss unserer Meinung nach grüner, digitaler und moderner werden. Mit timpla möchten wir für Architekten, Investorinnen und Investoren sowie Projektentwickler nachhaltige Bauprojekte in moderner Architektur realisieren; durchdachte, energieeffiziente Bauten aus Holz – immer mit einem funktionalen und emotionalen Mehrwert.»
Micha Renggli: «Aber timpla wäre für uns als KMU allein nicht machbar. Deshalb haben wir uns frühzeitig entschieden, auf ausgewählte strategische Partner zu setzen. Timpla ist somit ein Gemeinschaftsunternehmen, bestehend aus den Gesellschaftern Renggli, Saxovent, der Sächsischen Ärzteversorgung und MQ Real Estate.»
Samuel Renggli: «Über diese Partnerschaften sind wir sehr glücklich – sie sind es, die timpla zu einer Erfolgsgeschichte machen: In der laufenden Aufbauphase sind unter der Leitung eines lokalen Geschäftsführers bereits 45 Personen in Deutschland tätig, der Produktionsstart ist für den Herbst 2024 geplant. Dann werden wir rund 120 Mitarbeitende beschäftigen.»
Gibt es denn bereits neue Erkenntnisse?
Samuel Renggli: «Oh ja, sehr viele! Wir sehen zum Beispiel, dass die Entwicklung von Produktplattformen in Deutschland von Investoren tatsächlich nachgefragt wird. Gleichzeitig wird uns wieder bewusst, wie wichtig es ist, grösser zu denken und eine Vision konsequent zu verfolgen. Ein wichtiges Thema ist für uns ausserdem die digitale Strategie. Gemeinsam mit timpla wollen wir Entwicklungen in der digitalen Transformation vorantreiben. Insofern sehen wir bereits, wie timpla auch unser Schweizer Geschäft beeinflusst und unser Mindset verändert.»
Letzte Frage: Wie wollen Sie künftig Innovation im Holz- und Modulbau vorantreiben?
David Renggli: «Innovationen sind für uns nur dann tragfähig, wenn sie am Markt auch nachgefragt werden. Insofern treiben wir Innovationen selektiv voran – immer zusammen mit den richtigen Partnern auf Augenhöhe. Grundsätzlich sehen wir aber sehr viele Entwicklungsmöglichkeiten; wenn wir beispielsweise an die Automatisierung denken, an die Kombination von Robotik und Handwerk, an eine verstärkte Industrialisierung, generell an eine Offenheit gegenüber neuen Technologien. Wir beschäftigen uns aktuell auch stark mit neuen Zusammenarbeitsmodellen und sind zum Beispiel dabei, Vertragswerke völlig neu zu denken.»
Micha Renggli: «Unser erklärtes Ziel ist es, mit Renggli die Gesamtkompetenz über den gesamten Bauprozess anzubieten. Sind wir für unsere Kunden schon in der Entwicklungsphase ein starker Partner, und nicht erst in der Umsetzung, können wir unsere Erfahrung früh einfliessen lassen. So werden die Projekte bereits in der Planungsphase digital optimiert – das ist für uns die Zukunft.»
Besten Dank für das Gespräch.
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