Der letzte der drei neuen Pavillons in Bern-Brünnen wird gerade abgerüstet, und die Maler geben der Kleinturnhalle aus den 1970er-Jahren mit einem kräftigen Grün das Finish. Wo künftig der Schulhof sein wird, rollt jetzt noch ein Bagger behäbig über das umgegrabene Terrain. Es gibt noch einiges zu tun. Nach den Herbstferien ziehen hier die ersten Schulklassen ein.
Bilder: Gabi Vogt
Flexible Räume in rationeller Bauweise
Am Ende werden es acht Monate Bauzeit gewesen sein, vom Aushub bis zum letzten Pinselstrich. Für einen provisorischen Schulhausneubau mit 23 Schulräumen ist das eine beachtliche logistische Leistung. Die bauliche Lösung dafür liegt im Montagebau mit vorfabrizierten und fertig vorinstallierten Raummodulen aus Holz. Bis zu zehn Stück davon am Tag lieferte und montierte das spezialisierte Holzbauunternehmen Blumer-Lehmann. Der im Werk erreichte Präzisionsgrad ist enorm, die Verbindungstechnik einfach – nur so lassen sich allfällige Anpassungsarbeiten auf der Baustelle vermeiden.
Die Methode hat sich auch an anderen Standorten in Bern bewährt: Im Marzili, im Wyssloch und am Pestalozzi-Schulhaus liess die Stadt in den letzten Jahren hochwertige modulare Provisorien bauen, die bei Bedarf versetzt werden können. Bisher wurden sie ergänzend eingesetzt bei fehlendem Schulraum oder bei Bedarf an Tagesstrukturen. Im Fall von Brünnen dienen die Pavillons als Rochadefläche für gesamte Schulbetriebe aufgrund von mehreren anstehenden Schulhaus-Sanierungen in Berns Westen. Wie dauerhafte Bauten auch müssen sie den gesetzlichen Vorschriften und energetischen Standards entsprechen. Mit einer Standdauer von 15 bis 20 Jahren wird man in den unterschiedlich nutzbaren Schulräumen in Bern-Brünnen mehrere Schülergenerationen unterrichten. Dass die Bauten oftmals länger stehen bleiben, weiss man heute auch. Umso wertvoller ist ihre sorgfältige ortsbauliche Einbindung, durch die sie ihre Umgebung bereichern.
Konfektioniert und massgeschneidert
In einer vorgängigen Machbarkeitsstudie ermittelten Bauart Architekten geeignete städtebauliche Ideen für die provisorische Schulanlage. Mit der Wahl von drei zweigeschossigen Bauten fanden sie eine Grösse, die zum Quartier und zur bestehenden Turnhalle (Variel) vermittelt. Die Pavillons gruppieren sich locker um einen gemeinsamen Hof, den ein Weg durchs Quartier quert. Dazwischen ergeben sich gerahmte Durchblicke in die umliegenden Gärten mit der Stadtsilhouette der Holenacker-Hochhäuser im Hintergrund.
Nach Abschluss der Machbarkeitsstudie begleiteten die Architekten das Projekt weiter und sorgten mit wenigen, doch wirksamen Massnahmen dafür, dass die Gebäude mit den ortsbaulichen Ideen korrespondieren. Mit einem modulbreiten Versatz in den Seitenfassaden reagieren die zweibündigen Schulpavillons auf die Körnung der umgebenden Bebauung und holen zusätzlich mehr Tageslicht ins Innere. Zur Mitte der Anlage hin finden sich in diesen seitlichen Nischen die offenen Treppen in die Obergeschosse. Durch ihre Lage münden sie alle zum Hof, der dadurch noch mehr zum Treffpunkt wird. Auch wenn mit Holzmodulen fertige Räume auf die Baustelle kommen – eine fertige Architektur wird damit nicht geliefert. Es sind hier präzise architektonische Entscheide, die den Umgang mit den imperativ wirkenden Raummodulen beeinflussen und so aus guten Produkten aus der Fabrik hochwertige Bauten im Kontext der bestehenden Stadt machen.
Pläne: Bauart
Bilder: Gabi Vogt
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