Singles sind heute die grösste Nachfragegruppe im Immobilienmarkt. Für Martin Hofer von Wüest & Partner wird dieses Segment von der Branche noch stiefmütterlich behandelt: «Das Potenzial für Micro-Wohnungen und -Häuser ist klar gegeben.»
Bild: Bauart
Interview: Tamas Kiss
Wird dieser Tatsache respektive dieser Entwicklung denn Rechnung getragen?
Martin Hofer: Nein, meiner Meinung nach müsste man sich hier in der Schweiz stärker mit den Singles auseinandersetzen – zum Megatrend „alleine wohnen“ gibt es hierzulande noch kaum Lösungen. In Deutschland dagegen ist das sogenannte „Micro-Wohnen“ längst ein Thema. Da beobachten wir, dass Kleinstwohnungen, oft Siedlungen mit hotelzimmerartigen Räumen in der Grösse von rund 25 m2 Wohnfläche, für Menschen mit wenig Geld erstellt werden. Dann gibt es etwas teurere, oft auch architektonisch anspruchsvollere Wohnungen für begüterte Singles. Und schliesslich werden auch zunehmend raffinierte kleine Häuser für Singles entwickelt, die für sich natürlich auch das Recht auf ein Einfamilienhaus reklamieren.
Das Projekt Smallhouse zählen Sie zur letzten Kategorie?
MH: Für das schöne Smallhouse mit seiner Wohnfläche von circa 80 m2 sehe ich eine Vielzahl von Anwendungen. Die Idee, 18-20 Einheiten in einer Siedlung zu fassen und sie locker gestreut auf einem geeigneten Grundstück aufzustellen, gefällt mir dabei ganz besonders. Stellt man sich eine spezielle Bepflanzung zwischen den kleinen Häusern vor und hält man sich vor Augen, wie das alles über die Zeit zusammenwachsen könnte, ist das fraglos eine witzige Lösung!
Wo sehen Sie Herausforderungen?
MH: Auch wenn der Megatrend viel mit Wohlstand zu tun hat, halte ich kleine Einfamilienhäuser für 1-2 Personen nur dann für attraktiv, wenn sie deutlich günstiger sind als ein klassisches Einfamilienhaus – im Idealfall kosten sie weniger als 500‘000 Franken. Ausserdem müssten sie handelbar sein. Als das Smallhouse gerechnet wurde, hat sich allerdings gezeigt, dass der Holzbau noch zu kostspielig war – aber das dürfte sich ändern. Kleine, raffiniert gedachte und fein umgesetzte Modulhäuser haben Zukunft, überhaupt keine Frage!
Bild: Andrea Diglas
Das Haus, das mir gefiele, wäre ein grosser Raum, wo man in der einen Ecke mit seinen Freunden reden, in der andern essen, in dieser schlafen und in der andern arbeiten könnte.
William Morris, 1834 – 1896
Zur Person
Martin Hofer, Master of Arts ETH, Master in Applied Ethics UZH, von 1992 bis 2018 Partner bei Wüest Partner
Schwerpunkte und Tätigkeitsgebiete: Immobilienentwicklungsberatung (Analysen, Konzepte und Strategien) und -begleitung (Bauherrentreuhand), komplexe und spezielle Bewertungen, Expertentätigkeit und Wohnforschung.
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