Seit den 1970er-Jahren wird auf den Baustellen die Baracke, die aus vorgefertigten Holz- oder Metallteilen vor Ort errichtet wird, nach und nach vom Container verdrängt. Er ist das neue Gefäss, das – schnell und funktional – temporären Raum bereitstellt. Zwanzig Jahre später werden erstmals so viele Standardschiffscontainer hergestellt, dass die erste Generation ausrangiert werden kann. Genau zur selben Zeit findet man auffällig viele Entwürfe für Containerbauten. Einige Unternehmen spezialisieren sich darauf, Container umzunutzen. Die meisten ausgeführten Bauten tragen den temporären Gedanken noch in ihrem Kern, sind aber – wie Schulprovisorien oder Asylbewerberheime – dann oft viel länger im Betrieb als ursprünglich geplant. Auch die Kunstszene nutzt den Container: als Ausstellungsräume und als Teil eines Werks.

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Freitag-Flagshipstore, Geroldstrasse, Zürich, 2006. Mit 17 Containern bauten Spillman Echsle Architekten den Flagshipstore für den legendären Taschenhersteller Freitag, neun davon stapelten sie zum 25 Meter hohen Turm mit Aussichtsplattform. Die Lasten werden über die sogenannten Corner Fittings in den Ecken der Container abgetragen.

Bild: Spillmann Echsle Architekten

Ausstellung 100 Jahre FC St. Pauli, Stadionvorplatz, Hamburg, 2010. Mit 46 Containern baute das Büro Komma 4 aus Köln temporäre Ausstellungsräume für das 100-Jahre-Jubiläum des FC St. Pauli. Der Turm diente als Landmark und zur Verschattung der übrigen Gebäude, in denen auf rund 500 Quadratmetern die Geschichte und die Kultur des Fussballclubs dokumentiert wurde.

Bild: Komma4architekten

Sanitärschuppen, Internationales Jugend- und Begegnungszentrum, Magdeburg/Barleber See, 2002. Nachdem man die baufälligen und von Schimmel befallenen Sanitäranlagen des Jugendcamps am Barleber See hatte abreissen müssen, brachte das Berliner Büro AFF mit seiner Containerskulptur in kürzester Zeit eine aufsehenerregende Lösung.

Bild: AFF Architekten

Hoorn Bridge, Hoorn, Niederlande, 1990. Im nordholländischen Hafenstädtchen Hoorn spannte der belgische Künstler Luc Deleu eine temporäre Brücke aus zwei Frachcontainern über einen Kanal.

Bild: T.O.P. OFFICE

etoy.TANK, UFO-Park, 2004. Die zuerst ausschliesslich virtuell präsente Künstlergruppe etoy suchte nach einer mobilen, künstlerisch passenden Hülle für ihre Geräte – und kam 1998 zu ihrem ersten Container. Heute sind sechs sogenannte etoy.TANKS weltweit als Büro-, Atelier-, Werkstatt- und Show-Module im Einsatz.

Bild: Etoy.Corporation

Bibliothek im Eis, Neumayer-Station, Antarktis, 2005 Die Skulptur des Künstlers Lutz Fritsch ist auch eine Bibliothek mit tausend Büchern, die Künstler und Wissenschaftler ausgewählt und gestiftet haben. Die Wände des isolierten Containers sind in verschiedenen Grüntönen – der Sehnsuchtsfarbe der im Eis lebenden Wissenschaftler – lackiert.

Bild: Lutz Fritsch

Puma City, 2008. Für den Sportartikelhersteller Puma schufen Lotek aus New York mit 24 Containern einen dreigeschossigen Bau mit tausend Quadratmetern Fläche. Er fasst neben dem Shop auch eine Bar mit Lounge und zwei Terrassen. Der Bau begleitete das Puma-Segelboot auf sämtlichen Stationen des Volvo Ocean Race.

Bild: Danny Bright

Kunsthaus Zug mobil, seit 2002. Für das Kunsthaus Zug konzipierte die Architektengruppe rheinflügel einen mobilen Ausstellungsraum, der die künstlerische Vermittlungsarbeit an ungewohnten Orten erforscht. Der speziell angefertigte Container erfüllt alle technischen Voraussetzungen, um Werke der Sammlung aufzunehmen.

Bild: Severin Rheinflügel

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Container-Restaurant „Kleine Freiheit“, 2014, Zürich. Die Kleine Freiheit steht in einer kleinen Parkanlage an der Haldenegg mitten in der Stadt Zürich. Das Ensemble besteht aus einem ausgebauten Container und einem kleinen Wintergarten. Durch das Container-Restaurant hat sich der bisher kaum genutzte, unscheinbare Kleinpark in einen beliebten Treffpunkt verwandelt. Der Nutzungsvertrag mit der Stadt Zürich läuft noch bis 2020.

Bild: Martin Zeller

Eingang zu einer unterirdischen Ausstellung, Documenta 14, Kassel, 2017. Der Container diente als Eingang zur Videoarbeit «Drawing the Line through Landscape» des indischen Künstlers Nikhil Chopra. Ausstellungsort war ein stillgelegtes, unterirdisches Bahngleis, das seit seiner Schliessung 2005 zum ersten Mal wieder begehbar war.

Bild: Makom

Container-Kleinwohnung, 2014, Wil/SG. Die zwei versetzt zueinander angeordneten Container stehen auf dem Dach eines Bürohauses. Im Innern findet eine 55 Quadratmeter grosse Wohnung Platz. Die gebrauchten Container wurden aufwendig – teilweise mit Materialien aus der Raumfahrt – gedämmt, ausgebaut und von Ikea eingerichtet.

Bild: Ikea Schweiz

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