Einst wurden in der langgezogenen Holzhalle auf dem ehemaligen Maggi-Areal in Kemptthal bei Winterthur Bahnwagen be- und entladen. Neu stehen im historischen Gebäude vier einfache Holzboxen. Dank diesem Haus-in-Haus-Konzept von Bauart Architekten und Planer blieb die Wagenhalle erhalten und bietet neu attraktive Räume für einen Fabrikladen und ein Fitnesscenter.

Die alte Wagenhalle erinnert an die Geschichte des Areals. Das Haus-im-Haus-Konzept erlaubt die gut erhaltene Bausubstanz einer neuen Nutzung zuzuführen.

Bilder: Georg Aerni

Die vier in die Halle eingeschobenen Holzboxen erinnern an die einst hier abgestellten Bahnwagen.

Stefan Fuchs, Projektleiter bei Bauart Architekten

Bouillonwürfel, Würzmischung oder Bratensauce – mehr als hundert Jahre lang stellte der Lebensmittelhersteller Maggi in Kemptthal seine bekannten Erzeugnisse her. Heute erfolgt die Produktion im Ausland und das langgezogene Fabrikareal in der Nähe von Winterthur wird unter dem Brand «The Valley» vermarktet. Rund 1500 Arbeitsplätze sollen dort in den nächsten Jahren entstehen. Am westlichen Arealende hat der Duft- und Aromahersteller Givaudan im Frühling 2019 sein Innovation-Center eröffnet. Im von Bauart entworfenen Gebäude wird an neuen Geschmacks- und Duftkreationen geforscht. Im Rahmen des Architekturwettbewerbs schlug Bauart vor, Sekundärnutzungen, wie etwa das hauseigene Fitnesscenter oder den Fabrikladen, statt im Neubau in einem vorhandenen Gebäude unterzubringen. Dieses steht schräg gegenüber des Innovation-Centers. Der schützenswerte historische Holzbau diente einst zum Be- und Entladen der Bahnwagen, mit denen Rohstoffe angeliefert und die fertigen Produkte versendet wurden.

Vier farbige Boxen

Der Bauherrschaft gefiel die Idee und so entwickelte Bauart unter dem Namen «Lodge 79» ein spezielles Bauwerk. «Unser Ziel war es, den Ursprungsbau möglichst nicht anzutasten und die Nutzungen als Haus im Haus unterzubringen», sagt Stefan Fuchs, Projektleiter bei Bauart. So ist auch nach der Umnutzung die alte Holzkonstruktion vollständig ablesbar und die Schienen führen nach wie vor in die einstige Entladehalle. Die neuen Nutzungen wurden in farbigen Holzboxen untergebracht. Wie einst die Bahnwagen, stehen sie aufgereiht in der Halle. Dazwischen entstanden spannungsvolle Zwischenräume, die als Eingangshalle, Erschliessung, Velorabstellfäche und gedeckter Aussenraum genutzt werden. Eine einfache Konstruktion aus Gitterrosten gleicht hier die verschiedenen Niveaus aus und verbindet die vier Einbauten. Die gelbe Box beherbergt den Fabrikladen, die blaue die Garderoben sowie die Duschen für den Fitnessraum, der in der grünen Box untergebracht ist. Die rote Box schliesslich bietet Platz für die Haustechnik. Ein Teil der nicht durch die Einbauten belegten Hallenfläche dient als gedeckte Abstellanlage für Fahrräder. Givaudan-Mitarbeitende, die von weiter her mit dem Velo zur Arbeit kommen, können in der Lodge 79 dann gleich auch Duschen und sich umziehen.

Nach einheitlichem Raster vorgefertigt

Die vier Boxen bestehen alle aus vorgefertigten Holzelementen. Und obwohl unterschiedlich gross und unterschiedlich genutzt, basieren sie auf einem einheitlichen Rastermass von 1,25 Metern. Dieses Mass bestimmt auch die Grösse der Fenster in den Einbauten. Durch das enge Raster fallen sie relativ klein aus und erinnern so an die Fensterformate historischer Bahnwagen. Die Anlieferung und die Montage der Holzelemente war dank der grossen stirnseitigen Öffnung, durch die einst die Bahnwagen rollten, einfach realisierbar.

Das fertig gebaute Resultat gefällt: Die alte Holzkonstruktion und die neuen Einbauten ergeben ein stimmiges Ganzes und die einstige Wagenhalle kann sinnvoll weitergenutzt werden. Gleichzeitig hat Givaudan sein Innovation Center durch ein Gebäude mit einem besonderen Cachet ergänzt, das an die Zeiten erinnert, als hier noch Bouillonwürfel, Würzmischung und Bratensauce für den Versand in die Bahnwagen verladen wurden.

Weitere Informationen

Zürich Innovation Center in Kemptthal

Sinnliche Forschung im Hochparterre Themenfokus.

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