Das Movable House steht seit Sommer 2018 in einem Hinterhof in Riehen. Modulart hat bei den Architektinnen nachgefragt, wie sich das Gebäude bewährt und welche Erkenntnisse sie daraus ziehen.
Bild: Rahbaran Hürzeler, Basel
Ursula Hürzeler, was wohl die meisten unserer Leserinnen und Leser brennend interessiert: Wird das Movable House tatsächlich mal umziehen, oder diente diese Vorgabe nur für den Entwurf?
Ursula Hürzeler: Wir wissen es nicht. Im Moment fühlt sich die Familie mit ihren zwei Kindern sehr wohl in dem Haus. Aber es liegt in der Natur der Sache, dass sich die Bedürfnisse der Bewohner ändern werden. Diesem Umstand wollten wir Rechnung tragen und haben das Gebäude flexibel gedacht. Auf dem heutigen Grundstück steht bereits ein altes, baufälliges Haus, das wahrscheinlich in ein paar Jahren abgebrochen werden muss. Dann muss vielleicht auch das Movable House weichen, und die ganze Parzelle kann neu gedacht werden.
Wird es weitere Movable Houses aus Ihrem Büro geben? Und wie sinnvoll ist dieses Prinzip in der Schweiz, wo ja vor allem der Boden knapp ist?
UH: Ja, wir planen zurzeit ein zweistöckiges Movable House, um auch eine höhere Dichte erreichen zu können. Diese Doppeleinheit ist aber genauso platzsparend gedacht und bietet Wohnraum für zwei Familien. Gerade, weil der Boden knapp ist, macht das Movable Sinn: Es kann auf kleinen Restflächen, als Hofbebauung oder Aufstockung verwendet werden und führt so zu einer besseren Ausnutzung von bereits bebauten Parzellen. In Riehen konnten wir das Haus beispielsweise als Nebenbaute im Hof realisieren, weil es nur hundert Quadratmeter und drei Meter Höhe misst und dennoch Raum für eine ganze Familie bietet.
Im Movable House II werden wir die Struktur noch weiter vereinfachen und optimieren, um den Bauprozess einfacher zu gestalten. Auch werden wir die Heiz- und Kühlschlangen direkt in die vorfabrizierten Elemente einlegen und damit auch nochmals Aufbauhöhen und Material reduzieren.
Gibt es bereits eine Auswertung der Messdaten der installierten Haustechnik?
UH: Wir warten noch auf die detaillierte Auswertung der FHNW, aber die ersten Messergebnisse und auch die Erfahrungen der Bewohner sind sehr positiv: In den letzten zwei Hitzesommern war es im Haus immer angenehm, kühler als im Aussenraum, trotz der grossflächigen Verglasungen. Dies ist sicherlich auf die Bauteilkühlung mittels Erdkörben und die erhöhte Speichermasse dank Salz- und Wachsmodule zurückzuführen. Auch ein aussen angebrachter Vorhang ist ein wichtiger Bestandteil des Wärmeschutzkonzepts. Im Winter verbraucht das Gebäude extrem wenig Energie für die Wärmepumpe, sodass circa 50 Prozent der selbst produzierten Energie wieder ins Netz gespeist werden kann oder für die Ladung des Elektroautos verwendet wird.
Wie bewährt sich die Architektur?
UH: Eine Überraschung war die gute Raumakustik: Auch im unmöblierten Zustand gab es im Haus trotz der vielen harten Oberflächen wie Glasfassaden, Betondecken und -boden keinen Hall. Wir glauben, dass dies auf die Holzkerne zurückzuführen ist: Sie absorbieren die Schallwellen. Die runde, offene Mitte mit der Buchenbibliothek verwandelt das Haus in einen Klangkörper, ähnlich wie eine Gitarre oder ein Cello. Die rohen Oberflächen aus Beton und Holz sind angenehm und altern gut, das Haus wirkte sofort wohnlich. Der durch die Bewohner üppig gestaltete Garten gibt den Räumen eine schöne äussere Einfassung.
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