Je nach sozialer Situation, Grösse und Lage unserer Behausung haben wir in der Pandemie ganz andere Erfahrungen gemacht. Gerade viele Alleinwohnende erlebten, wie elementar der Anschluss an eine Gemeinschaft sein kann.
Foto: Annett Landsmann © zurwolke e.V.
Die Haushaltsgrösse der Alleinwohnenden ist gemäss der Studie «Microliving» des Gottlieb-Duttweiler-Instituts (GDI, 2018) denn auch schon seit einigen Jahren die wichtigste in der Schweiz. Es sind aber nicht mehr nur wie einst ältere, verwitwete Frauen, sondern mehrheitlich Männer und Frauen zwischen 30 und 60, die aus freier Entscheidung und ganz selbstbewusst allein wohnen.
Die sogenannte Singularisierung werde aufgrund unserer langen Lebenserwartung auch nach der Pandemie ein Thema bleiben, sagt Projektleiterin Karin Frick vom GDI. «Jeder Mensch wohnt im Laufe seines Lebens mal allein», sagt sie. Das bedeutet nicht unbedingt, dass man keinen Partner oder keine Familie hat, sondern entspricht einer bestimmten Lebensphase. Allein wohnen sei aber auch ein Luxus, den sich nicht alle leisten könnten, stellt Frick klar.
Dass Microliving, also das Wohnen auf wenig Fläche, weiterhin ein Trend bleibe, bezweifelt die GDI-Forscherin. «Mit den Erfahrungen aus der Pandemie werden wir künftig vermehrt von zu aus Hause arbeiten oder lernen und nicht jeden Tag zur Arbeit oder an die Uni fahren.» Deshalb brauche es zum einen genug Platz in der Wohnung. Flexibles Wohnen erhalte so vermutlich Auftrieb, also Zimmer oder Module, die zugemietet oder zugeschaltet werden könnten. Wer nicht mehr jeden Tag ins Zentrum fahren müsse, sei zum anderen auch eher bereit, peripherer zu wohnen.
Auf grossem Fuss zu wohnen, werde dereinst verpönt sein, so die GDI-Studie. Künftig werde deshalb die Wohnadresse an Bedeutung verlieren und das Branding ins Zentrum rücken: Wer etwa im Zollhaus oder in einem Move-ment-Modul auf knapp 40 Quadratmetern wohnt, markiert damit sein soziales und ökologisches Bewusstsein. Das sogenannte elastische Wohnen habe durchaus eine Zukunft, meint Karin Frick. Gerade wenn wir vermehrt in denselben Räumen arbeiten und wohnen.
Die Singularisierung bleibt auch nach der Pandemie ein Thema.
Karin Frick, Gottlieb-Duttweiler-Institut (GDI)
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